Full text: Kleines Lehrbuch der Geographie (Ausg. B)

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Allgemeine Erdkunde. 
Boden rächt jeden Mißgriff und bestraft unvermittelte Übergänge der Völker in 
andere Klimate. So sind alle germanischen Völker untergegangen, die sich während 
der Völkerwanderung vom Boden Mittel- oder Nord-Enropas entfernt hatten. 
Uberall tritt der Einfluß der geographischen Bedingungen auf die 
Völkergeschicke hervor. 
Verteilung der Menschen über die Erdteiles 
Erdteile 
qkm 
Bewohner 
Bewohner 
ans 1 qkm. 
Europa (ohne Island und Nöwaja 
Semljä) 
93/4 Mill. 
390 Mill. 
40 
Asien 
Afrika 
44 
814 „ 
18 
30 
170 „ 
6 
Amerika 
38i/2 .. 
143 „ 
3,7 
Australien nnd Polynesien 
9 
6,5 
0,7 
Polarqebiete 
41/2 „ 
0,08 „ 
— 
Summa 
1351/2 Mill. 
1524 Mill. 
11,1 
§ 54. Den wichtigsten Schritt zur Gesittung hat der Mensch gethan, 
als er das Fener, das er vermutlich vulkanischer Glut entnommen hat, 
in seinen Dienst zog und mit seiner Hilfe vom Zeitalter der Knochen- 
und Steingeräte zur Verarbeitung der Metalle vorschritt. 
Nach Kulturstand und Lebensweise zerfallen die Menschen in: 
I. Unstete Völker, die kaum eiue Wohustätte haben, als Sammelvölker 
von dem leben, was sie gerade finden, und Jagd oder Fischfang zur Ernäh- 
rnng zu Hilfe nehmen (Australier, Buschmänner, Feuerländer). Sie gleichen 
noch am meisten der Vorstellung von den „Wilden", und ihre Tage scheinen 
gezählt zn sein. 
II. Die Naturvölker (Indianer, Eskimo. Stämme N.-Asiens, Polynesier) 
haben das gemeinsam, daß sie keinen dauernden Wohnsitz besitzen — soweit 
sie nicht ans Inseln festgebannt sind —, aber neben der Jagd und der 
Fischerei die Viehzucht als vornehmsten Nahruugszweig betreiben und als 
Nomaden (vom griech. nomäs) oder Weidevölker nach dem Bedürfnis 
ihrer Herden von Ort zu Ort ziehen. Der Pslilg ist ihnen noch fremd, 
wohl aber gelangen sie zum „Hackbau" (so in S.-Afrika), der mit der 
Hacke die Humusnarbe der Erde oberflächlich ritzt. Ihr Gebiet wird immer 
kleiner, soweit es nicht wie das der Beduinen durch Wüsteu geschützt ist. 
III. Die Halbkultur-Völker sind zumeist seßhaft, treiben Ackerban mit dem 
Pfluge oder haben ihn gar in dichter bevölkerten Ländern (Japan, China) 
im Gartenbau zu hoher Entwicklung gebracht, haben auf dieser Grundlage 
1 Für diese, wie auch für die späteren Zahlenangaben haben in erster Linie als Quelle 
gedient: 1) A. Supan, Die Bevölkerung der Erde. X. Europa, XI. Asien und 
Australien. Ergänzungshefte zu den Petermannschen Mitteilungen, 1899 u. 1901; 
2) Diplomatisch-statistisches Jahrbuch zum gothaischen Hofkalender, 1909 u. 
1901; 3) Otto Hübners geographisch-statistische Tafeln 1901; 4) Statistisches 
Jahrbuch für das Deutsche Reich. Herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen 
Amt. 1901. 5) Wagner, Lehrbuch der Geographie. I. Bd., 1900. — Hinsichtlich der 
1524 Mill. Bewohner der Erde sei bemerkt, daß in dieser Zahl noch nicht 6/io durch ge¬ 
ordnete Volkszählungen ermittelt sind. Die Berechnungen gehen aber noch recht weit 
auseinander. So findet Supan für Asien 813,6, Wagner aber 875 Mill.!
	        
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