Die Skandinavische Halbinsel.
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Die Gewässer laufen mit Ausnahme des Glommen alle, wie in Spanien, ö.
der Wasserscheide vou N.W. nach S.O., w. der Scheide von N.O. nach S.W.
Zahlreiche Wasserfälle, die zu den höchsten der Erde gehören, da sich oft Flüsse
unmittelbar von der Hochebene hinunter ins Meer ergießen, so der Rinkan
Foß, d. i. Rauchender Fall (250 m), w. von Kristiania.
Rtt nennen sind: (der) Glommen^ und die Götasj'ötal-Elf aus dem Wener-See.
In die Ostsee geht:
Die Dal-Elf (d. h. Talfluß), vom norwegischen Grenzgebirge gebildet aus Oster-
und Wester-Dal-Elf, von denen jene den freundlichen See SWiljan bildet, im
Gebiete der Quellslüsse das Land der tapferen, arbeitsamen Dalekarlier (b. i. Tal¬
männer). — Weiter nach N. folgen noch mehrere Flüsse (nach der Karte zu benennen!)
von ziemlich gleicher Länge bis zur Törue-Elf. dem Grenzflusse gegeu Nußland.
Die skandinavischen Flüsse tragen sämtlich die Merkmale einer noch jugendlichen
Unreife und Unsertigkeit (ungeebnete Betten und uuausgebildete Täler) an sich, und
Jahrtausende hin können sie zum Meere laufen, ehe sie "fertig" werden; wegen
ihrer Klippen, Stromschnellen und Wasserfälle (oft nahe der Mündung) sind die
meisten nicht recht schiffbar, dafür aber von Flößen bedeckt und der menschlichen
Arbeit dienstbar gemacht. Doch führt aus dem Kattegatt bei Göteborg [jöteborj;]
eine Wasserstraße als Göta-Kanal um den 33 m hohen Trollhä tta-^Zauberer-
Hut) Fall durch den Wener-, den Wetter- und kleinere Seen in die Ostsee, so daß
durch sie der Sund umgangen wird. Der Kanal führt über eine Erhebung von
91 in, wogegen der Canal du Midi in Frankreich nur 49 m übersteigt.
Das Klima, in Anbetracht der n. Lage des Landes sehr mild, ist in Schweden
mehr binnenländisch als in Norwegen, dessen Küsten durch den erwärmenden Ein-
fluß des Ozeans begünstigt werden, so daß die Häsen bis zum Nordkap hin nicht
zufrieren, während zugleich die Feuchtigkeit der Last dem Gras- und Baumwuchse
besonders günstig ist. Ackerbau (Hafer und Gerste, auch Kartoffeln und Garten-
früchte) an den norwegischen Küsten bis 70° N. Jedoch sind fast f des nor¬
wegischen und mehr als i des schwedischen Bodens überhaupt nicht bebant, und den
Läppendes Nordens gestattet das rauhere Klima ueben Fischfang nur nomadische
Renntierzucht. Der Halbinsel eigentümlich sind der Lemming mit seinen Wander¬
zügen in die Ebene und der auch sonst im N. verbreitete Fjeldsraß (d. i. Berg¬
bewohner), eine Bärenart von der Größe eines Dachses.
Die hauptsächlichsten Erwerbszweige sind: Ackerbau, Viehzucht, Forstbetrieb,
Seefahrt sganz besonders in Norwegen^), Fischfang und Bergwerksbetrieb, dazu in
Schweden die mit Hilfe der Wasserkräfte bedeutend aufblühende Industrie. Reich
ist das Laud vornehmlich an Holz, wenn auch der Wald stark schwindet, an Eisen,
das als das beste gilt, demnächst auch an Kupfer und Silber.
Die Bevölkerung gehört der Hauptmasse nach,zum germanischen Sprach¬
stamme, wogegen die Finnen und Lappen (57000) zur finnischen Völker-
samilie zählen. — Ihrer Religion nach sind die Bewohner bis auf 1,? %
Lutheraner, aber mit bischöflicher Kirchenverfassung.
Geschichte. Seit den ältesten Zeiten wohnten auf der Halbinsel Germanen,
die jahrhundertelang als Normannen gefürchtete Seeräuber waren, aber auch
Island und Grönland besiedelten und Nordamerika entdeckten. Seit dem 9. Jahrh.
wurde das Christentum eingeführt. Im 14. Jahrh. Vereinigung Schwedens, Nor-
wegens und Dänemarks zu einem Reiche durch die Union zu Kalmar (1397)-,
wurde Schweden selbständig unter dem Hanse Wasa und dann durch
(Jitstav Ädolf und Karl X. zur Großmacht erhoben. 1718 aber büßte es durch
die folgen der Schlacht bei Poltawa (1709) die Ostsee-Provinzen und 1809 auch
Finnland etn. Tie seit 1814 bestehende Personal- und Realunion zwischen Nor-
wegen und Schweden wurde 1905 von jenem ausgehoben.
1 en = bestimmter Artikel. — 2 ©, Tabelle S. 279.
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. B. Oehlmann.