Full text: Großes Lehrbuch der Geographie (Ausg. C)

Einteilung des Menschengeschlechts. 
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Einen Maßstab dafür, wieweit die Bevölkerung des Bodens Herr ge¬ 
worden ist, gibt im ganzen die Ziffer ihrer Verdichtung, der Dichte auf 
1 qkm. Beträgt diese auf der gesamten Landoberfläche rund 11, so steigt sie 
auf etwa 20 in dem wesentlich für die Kultur in Betracht kommenden Gürtel 
zwischen 60" N und 30° 8. Innerhalb dieses Gürtels entfallen ans die Nord¬ 
kontinente etwa 47, auf die nach S. hin sich zuspitzenden Südkontinente nur 
5,4 Mill. qkm von der Kultur in Angriff genommenen Landes, und ans diesem 
steigt die Dichte im Durchschnitte bis etwa 30. 
Mach Ravenstein enthält die Erde 84 Mill. qkm anbaufähiges Land, 40 Mill. 
Steppen, 13 Mill. Wüsten, und auf ihr würden 6 Milliarden wohnen können, eine Zahl, 
die bei einer Vermehrung von 0,50/0 jährlich schon etwa nach 3 Jahrhunderten erreicht 
werden würde. Bekanntlich ist aber dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel 
wachsend 
Über 200 Menschen wohnen auf 1 qkm in den Industriegebieten Großbritanniens, 
in Belgien und einigen Teilen der Niederlande, des Deutschen Reiches, der Schweiz und 
Frankreichs, im ägyptischen Niltale, im Gangestale und in einigen Provinzen des n.ö. 
Chinas. Zwischen 100 und 200 entfallen auf größere Teile der w.-europäischen Staaten, 
auf Italien und einige Stücke der Pyrenäen-Halbinsel, auf große Teile Vorderindiens 
und Chinas, auf Java und mehrere der n.-atlantischen Staaten der Union. In China 
und einigen Teilen W.-Europas, namentlich in Frankreich, deuten schon gewisse Anzeichen 
auf eineZübervölkerung hin, denn die Volkszahl nimmt hier nach den letzten 
Zählungen nur in sehr schwankendem Maße zu. Nicht ohne weiteres zeugt dafür die Aus- 
mande.ru'ng, die öfter auf Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen und politischen 
Verhältnissen der Heimat als auf mangelnder Ernährungsmöglichkeit beruht. In den 
w.-europäischen Staaten wird m allgemeinen aber, Frankreich ausgenommen, der Ver¬ 
lust durch die Auswanderung reichlich ersetzt durch den Überschuß der Geburten über 
die Sterbefälle. Dieser betrug 1898 in Norwegen 15, im Deutschen Reiche 1895: 
13,!», in Großbritannien 1891: 11,9, in Frankreich 1899: 0,os, hingegen 1895: — 0,o4 (!). 
auf 1000 Seelen. Im Deutschen Reiche betrug jener Überschuß 1898: 847 000, die 
überseeische Auswanderung 1891: 120000, 1898 nur gegen 22000 Köpfe, und die Volks¬ 
zahl hat sich auf dem heutigen Reichsgebiete seit 1816 um 27,4, seit 1870 um 15,4 Mill. 
vermehrt, während etwa 6 Mill. seit 1820 auswanderten. Zunahme in der letzten Zähl¬ 
frist 7,78 0/g, die stärkste unter den letzten 6 Lustren. 
§ 2. Einteilung des Menschengeschlechts. Das ursprünglich wohl völlig 
gleichartige Menschengeschlecht scheint einem tropischen oder subtropischen Teile 
Asiens entsprossen und von dort nach den verschiedenen Erdteilen ansgeschwärmt 
zu sein, in denen es sich dann durch Klima, Boden, Lebensweise, Ernährung 
und geschichtliche Schicksale erzogen ans mannigfaltigste Weise, körperlich wie 
geistig ganz verschieden entwickelte. Auf Grund der körperlichen Merkinale 
sucht man das Menschengeschlecht in verschiedene höchste Gruppen oder 
Rassen zu gliedernd 
Zu den körperlichen Merkmalen gehört die Hautfarbe, die aber innerhalb der 
einzelnen Rassen beträchtlich abweicht, sicherer sind Schädelbildung und Behaarung 
als Unterscheidungszeichen. Man unterscheidet Langschädel (Dolichocephalen) und Breit¬ 
schädel lBrachycephalen), mit verschiedenen Unterabteilungen, mißt den Gesichtswinkel und 
die Geräumigkeit des Hirnschädels, wiegt das Gehirn, sammelt auch Beobachtungen über 
die Größenverhältnisse des Beckens und der Gliedmaßen, sodann über die Augenfarbe. Mehr 
als die Farbe der Haare fällt ihre Gestalt (Dicke, Länge, Masse, Verteilung, ob kraus 
oder straff usw.) ins Gewicht. Physiologische Merkmale: Geruch, Sinnesschärfe — 
psychologische: Unterschiede des Denkens und pathologische Erscheinungen des Seelen¬ 
lebens. Auch die Sprache gehört zu den Unterscheidungsmerkmalen, jedoch sind alle diese 
schwankend, und keinesfalls kann von einer Unveränderlichkeit der Rassenzeichen die Rede 
1 S. die Völkergruppen in Schillings Grundriß der Naturgeschichte. I. Das Tierreich.
	        
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