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Amerika.
Ins Eismeer befördert der Mackenzie kmäcke'nsi), benannt nach dem Entdecker, die
Gewässer des Großen Sklaven- und des Großen Bärenseesü In die Hudson
shädßRPBai gehen der Churchill stschartschills, im Oberlaufe Missinippi, d. h. „Viel
Wasser", genannt, und der Nelson chnels'n), der oberhalb des von ihm durchflossenen,
4 Aquatorgrade langen Winnipeg-Sees Saskatschewan heißt. Die Wasserscheiden
dieser arktischen Ströme sind in der nassen Jahreszeit nicht mehr zu unterscheiden, die
Stromnetze lausen ineinander oder nähern sich einander so sehr, daß Boote ohne große
Schwierigkeit an den „Portagen" genannten Stellen ähnlich wie in der russischen Ebene
aus dem einen in das andere getragen werden können. Die Ströme sind zwar reich
an Lachsen und Bibern, kommen aber wegen ihrer langen Vereisung für die Schiffahrt
kaum mehr in Betracht als die n. Seen, an denen 10 Monate der Winter herrscht.
Die nordische Ebene wird durch die Missouri-Schwelle getrennt von
2) dem Becken des Mississippi, das nahezu ^ der Oberfläche Nord-
Amerikas umfaßt. Im O. des Stromes noch ansehnliche Waldungen, im W.
die Prärien (d. i. Grasfluren) des Missouri. S. darüber S. 146.
3) Die Llanos sljänoss (d. i. Ebenen) des Orinöco; weite, fast ganz
hügellose Flächen, die den großen Bogen des Stromes an seiner ganzen W.-
Seite begleiten.
Die höheren^Teile sind mit oft mannigfaltigem Baumwuchse bestanden, und an seinem
Ufer speist der ström dichtes Palmengebüsch, in seinem Delta den prächtigsten Urwald
mit hochstämmigen Baumriesen, Ficusarten, an die sich mächtige seitliche Strebepfeiler lehnen
und deren Luftwurzeln wie Seile lang herabhängen. Über das dunkelgrüne Meer ragen
Palmen mit Hellen Wedeln, die Wildnis ist belebt von einer farbenprächtigen Vogelwelt
und die Luft von Wohlgerüchen erfüllt. Aber da die umliegenden Berge den Winden
ihre Feuchtigkeit nehmen, so gedeiht auf der Ebene nur im regenreichen n. Sommer der
dann mehr als mannshohe Graswuchs, mit einer mannigfaltigen Welt von Reptilien;
er verdorrt völlig, und die Reptilien halten im ausgetrockneten Schlamme ihren „Winter¬
schlaf", wenn die Sonne auf der s. Halbkugel im Zenith steht.
4) Weiter s. nach dem Rio Negro führen Waldebenen hinüber in das 11r-
waldgeüiet, die Selvas des Amazonas, zwischen dem Hochlande von Guayana,
der atlantischen Küste, dem brasilischen Gebirgslande und den Cordilleren von
8° N bis 19° 8, ungefähr siebenmal so groß wie das Deutsche Reich.
In den tiefer liegenden Gebieten werden die hier einförmigen, niedrigeren Wald¬
bäume von den austretenden Gewässern überschwemmt, aber die Kronen der höheren,
namentlich der Palmen, die einen „Wald über dem Walde" bilden, werden nicht davon
erreicht. Die der Überschwemmung nicht ausgesetzten Teile zeigen eine übergroße Mannig¬
faltigkeit der blütenreichen Waldflora längs der durchbrechenden Flüsse und in
den luftigen Wipfeln, während im Innern trübes Dunkel herrscht. Hier ifl die Heimat
der Victoria regia. Dazu kommt, wie beim tropischen Walde überhaupt, die Undurch¬
dringlichkeit; Bäume von einem Durchmesser bis zu fast 4 m, dazwischen starkes
Unterholz und, wenn auch bei weitem nicht so hemmend auftretend wie dieses, Schling¬
pflanzen (Lianen). Das regste, zur Nachtzeit Entsetzen hervorrufende Tierleben
herrscht in diesen feuchtwarmen Gebieten.
5) Im S. gehen die Selvas über in die Pampas sd. i. Ebenen) des
Rio de la Pläta, diese nach der S.-Spitze zu in die öde patagonische
Steppe. Im N. herrschen noch Palmen, in Patagonien hingegen ist der
Boden lange gefroren. Der Teil w. vom Parana und Paraguay, eine dem
D. R. an Größe gleiche, von Europäern noch wenig berührte Wald- und
Wiesenlandschaft, heißt der Gran Chaeo stschako), d. i. Großes Jagdgebiet.
1 Als „Sklaven" wurden verächtlich die nach dem W. verdrängten Jndiancrstämme bezeichnet. Der
Bärensee ist benannt nach dem schwarzen und dem braunen Steppenbären, die dort eine bedeutende Größe
erreichen und noch überall vorkommen.