Full text: Großes Lehrbuch der Geographie (Ausg. C)

592 
Verkehrskunde. 
schwimmenden Baumstämme durch ein starkes Schaufelrad am Hinterteile getrieben 
werden. — Auch hier strebt der Bahnbau dem w.ö. Gange des Weltverkehrs die so sehr- 
unwegsamen Anden zu erschließen. Eine Transandinische Bahn, die von Buenos 
Aires über Mendoza [fa] nach Valparaiso führen und die Anden in 3200 m Höhe beim 
33. Parallel durchtunneln sollte, wird wohl zunächst nicht vollendet werden <s. S. 169). 
Peru hat den Ruhm, die beiden höchsten Eisenbahnen der Erde zu besitzen, die Callao- 
Oroya und die Arequipa-Puno-Bahu mit Scheitelhöhen von 4769 und 4580 m, aber 
sie enden auf der Hochfläche, ohne die Ostkordilleren zu überschreiten, haben somit für 
den Weltverkehr so wenig Wert wie die Bahnen Bolivias. Eines ausgedehnteren Schienen¬ 
netzes erfreuen sich nur Argentinien, Chile und S.-Brasilien. 
e. Afrika 
besitzt wirklich gute Wasserstraßen nur im Unterlaufe des Nils, im mittleren und 
unteren Nigir mit dem Benue und im Mittelläufe des Kongo ntit seinen Nebenflüssen 
oberhalb des Stanley-Pools. Bei solchem Mangel an Wasserstraßen blüht noch jetzt im 
Inneren das Karawanenwesen auf Pfaden, die durch jahrzehnte-, oft jahrhunderte¬ 
langen Gebrauch von Menschen und Lasttieren durch Wüsten, Grasfluren und Urwald 
ausgetreten sind. Im N. ist das Kamel (4—5 km in der Stunde) das Last- und Reit¬ 
tier, das äquatoriale Afrika ist nur Trägerkarawanen zugänglich, im S. herrscht der 
Ochsenwagen und auch wohl der Reitochse vor. Doch sind gerade in den letzten Jahren 
die Eisenbahnen, die bis dahin nur im französischen Nord-Afrika (Algerien und Tunesien), 
im eigentlichen Ägypten, im Kapland und in den Burengebieten vorhanden waren, 
tiefer in den dunklen Erdteil eingedrungen. Während die Transsahara-Bahn von Algier 
nach Timbuktu noch immer nicht beschlossen ist, haben die Engländer die ägyptische Linie bis 
Chartum und Faschoda vorgeschoben und gleichzeitig in Britisch-Ost-Afrika durch die Uganda- 
Bahn Mombas-Victoria Nyanza einen 2. Zugang zum oberen Nilgebiet gewonnen. Von 
St. Louis haben die Franzosen die Senegalbahn bis zum Nigir vollendet, und die Eng¬ 
länder bauen von Lagos aus vorwärts. Im Kongostaat ist nicht nur die zur Umgehung der 
Katarakte gebaute Kongo-Bahn bis Leopoldville am Stanlep Pool vollendet, sondern man be¬ 
reitet auch eine Tanganyika-Bahn und eine Uelle-Bahn nach Redjaf am oberen Nil vor. Jni 
französischen Obok ist die Linie Djibuti-Harar als Anfang einer abessinischen Bahn vollendet. 
Zu den älteren süd-afrikanischen Bahnen Kapstadt, Port Elisabeth, East London nach Bloem- 
sontein, Johannesburg und Pretoria und den von der O.-Küste aus eben dahin strebenden 
Linien Durban-Johannesburg und Delagoa-Bai-Pretoria ist an der W.-Grenze der ehemali¬ 
gen Burenstaaten in Rhodesia die Bahn Kapstadt-Kimberlcy-Maseking-Buluwayo getreten, 
die nach den Plänen Cecil Rhodes' nach N. hin zur Linie Kapstadt-Kairo erweitert werden 
soll. In Deutsch-Südwest-Afrika hat der Mangel an Transport-Tieren zum Bau der Linie 
Swakopmund-Windhoek gedrängt, während die ost-afrikanische Zentralbahn von Bagamoyo 
und Dar es-Salam nach dem Tauganyika- und Victoria-See noch immer auf sich warten läßt. 
Von Marokko führt über Ägypten die Karawanenstraße der maghrebinischen oder 
marokkanischen Hadsch, d. i. der Pilgerfahrt nach Mekka, die alljährlich den Islam in 
Bewegung bringt und zugleich Handelszwecken dient. Der Zug Mittelafrikas geht über 
Massaua, die „syrische Hadsch" von Konstantinopcl über Damaskus und dann durch 
die arabische Wüste. Die Inder und Javanen werden auf Dampfern nach Dschidda 
befördert. 
(1. Asien. 
Küstenschiffahrt oder die Fahrt von Insel zu Insel hat in S.- und S.O.-Asien von 
jeher geblüht, Fluß- und Kanalfahrt in Ostindien und im ö. China, Karawanenhandel 
in Vorderasien und den Hochländern. Für einen Durchgangsverkehr bieten die breite 
Masse und die mächtigen Hochländer Jnnerasiens noch größere Hindernisse als Afrika: 
dennoch hat der Zug chinesischer Waren nach dem Westen kaum in der Zeit der Mongolen¬ 
stürme ganz aufgehört. In Tibet ist der Jak (Grunzochse) das Reittier, und auf den 
Karawanenpfaden der Hochtäler des Indus und des Brahmaputra wandern große Herden 
belasteter Schafe und Ziegen. Doch werden auch diese alten Formen der Eisenbahn 
weichen müssen. So vor alleni der alte Karawanenweg von Peking über llrga in der 
Mongolei nach Kjachta in Sibirien („Karawanentee"). An der sibirischen Grenze 
trat der federlose Tarantaß oder der Schlitten mit Pferden an die Stelle des zweihöckrigen 
Kamels und beförderte die Waren auf dem sogen, „sibirischen Trakt" in 78 Tagen 
nach Tjumen am Urälgebirge, von wo sie mit der Bahn weiter nach Perm an der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.