Eigenschaften des Meerwassers.
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unorganischen „roten Ton" und organischem Schlamme, van unzähligen Mengen mikro¬
skopischer Wurzelfüßer gebildet, die anscheinend den Boden der Ozeans bis in ihre größten
Tiefen füllen; ferner aus den chemisch umgestalteten Tierleichen, so von denen der kleinen
Lebewesen, die der Wasserwelt beigemengt sind. Der Globigerinenschlamm von der
Wurzelfüßergattung Globigerina überdeckt weite Strecken namentlich im Atlantischen Ozean,
und es tragen zur Vermehrung des Schlammes bei die Überreste des Plankton (vom
griech. pläzein = umiienmn machen), das alles umfaßt, was von winzigen Lebewesen
in den oberen Schichten willenlos als ein Spiel der Wellen und des Windes umhertreibt.
Es treten hinzu die Niederschläge atmosphärischen Staubes, der Asche von überseeischen
und der Auswürfe von unterseeischen Vulkanen.)
§ 2. Eigenschaften des Mecrwassers. Seine Farbe ist im allgemeinen ein
ziemlich tiefes Blau; sie ist dunkelblau (ultramarin) in den tiefen, klaren Ozeanen,
besonders in den Tropen, grün nur über Untiefen. Eigentümlich ist dem Meer¬
wasser der bittersalzige Geschmack als Wirkung eines im Durchschnitt 3,t8pro-
zentigen Gehalts an aufgelösten Salzen, wobei 2,720/0 ans das Kochsalz entfallen,
und das Leuchten bei Nacht, hervorgebracht durch zahllose Meeresbazillen, die
bei erhöhter Wasserwärme, also bei uns nur im Sommer, und gewisser Nahrungs¬
zufuhr im bewegten Meere Licht1 zu entwickeln im stände sind.
Die Farbe der See ist um so blauer, je durchsichtiger diese ist; im blauesten Ge¬
biete der Tropen ist auch die Durchsichtigkeit am größten, im grüngrauen Wasser unserer
heimischen Küsten am kleinsten. Sie wächst mit dem Salzgehalte und der Temperatur,
sinkt bei größerer Küstennähe durch Beimengung von Sinkstoffen und durch höheren Gehalt
an Plankton. Jenseits Helgolands wird auch unsere Nordsee blau.
Der Salzgehalt wird vermindert durch das Schmelzen schwimmenden Eises,
durch das Süßwasser einmündender Flüsse und bedeutende Niederschläge; er steigt
bei hoher Sonnenwärme, da bei der Verdunstung das Salz im Meere zurückbleibt;
er ist im allgemeinen höher in den tropischen Meeren, hoch namentlich auch im
Mittelmeer. Er ist am höchsten im Passatgebiete (s. S. 92 f.) durch die starke Ver¬
dunstung bei trockner Luft, welche die See heftig bewegt, er ist schwächer im
Kalmcngürtel, wo starke Regenfälle herrschen und das Wasser bei verminderter
Bewegung weniger verdunstet. Nirgends erreicht in offenen Meeren die Salzbei¬
mischung den Betrag einer gesättigten Sole (28,s%) wie in solchen Binnenseen,
aus denen kein Süßwasserfluß das Salz fortspült, jedoch kann in den tropischen
Meeren das spezifische Gewicht durch den Salzgehalt bis 1,029 steigen. Das meiste
Kochsalz wird durch Verdunsten des Wassers der wärmeren Meere und Salzseen
in flachen Gruben, den „Salzpfannen", gewonnen. Die Aussüßung des kaspischen
Meeres wird dadurch bewirkt, daß der Karabugas-Busen, dem die W.-Winde das
Meerwasser zutreiben, eine große natürliche Salzpfanne bildet, in der sich bei
einer Wassertemperatur von 22,i° int Sommer das Salz in großen Stücken ab¬
sondert. Schiffe, die aus dem Meere in Flüsse einfahren, sinken tiefer ein.
£ l Ostsee . .
Polarmeere
S n i Nordsee. .
ifj l Mittelmeer.
0,7
Golf voll Sues .
4,2
3,2
Kaspisches Meer
1,4
3,5
Totes Meer2
21,7
3,8
Eltonsee . . .
28,8
1 Dies Meerleuchten kann künstlich hergestellt werden, indem man frische Seetiere, z. B. Heringe,
mit Zxrozentiger Kochsalzlösung übergießt und bei 6—8° 0 hinstellt. Dadurch entwickeln sich die
Lcucht-Bakterien und leuchten, wenn die Flüssigkeit geschüttelt wird.
So in den höheren Schichten, während in den tieferen der Salzgehalt den Betrag einer ge¬
sättigten Sole erreicht.