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VII. Handel und Verkehr. Das wichtigste Verkehrsmittel im
Innern ist noch immer derselbe unförmliche, aber praktische Ochsen-
wagen, wie ihn die holländischen Bauern seit 200 Jahren in Süd-
asrika in Gebrauch haben. Straßen in unserem Sinne gibt es
nicht; indem aber die Wagen mit Vorliebe den schon vorhandenen
Wagenspuren solgen, entstehen im Laufe der Zeit deutlich erkennbare
„Wagenpfade".
Der Handel, der meist in den Händen von deutschen und
englischen Händlern liegt, ist seit der Ausrottung der Elefanten und
der starken Abnahme der Strauße gering. Die gangbarsten Einfuhr-
gegenstände sind: Gewehre, Munition, Branntwein, Kaffee, Tabak,
Bekleidungs- und Schmucksachen.
Die bedeutendste Ansiedelung ist Windhoek (wlndhuk), wo eine
Reihe kräftiger Quellen die Möglichkeit zur Viehzucht bietet; dieser
Ort ist auch der Sitz des Kaiserlichen Landeshauptmannes, Haupt-
station der Schutztruppe, befitzt ein Postamt und eine deutsche Schule.
Der Hauptplatz für den Außenhandel ist Swakopmund, Ausgangs-
Punkt der fast 400 km langen Eisenbahn nach Windhoek, mit einer
künstlichen Hafenanlage.
Z. Kamerun.
I. Grenzen und Größe. Kamerun, nebst Deutsch-Ostafrika
die wertvollste unter den überseeischen Besitzuugen des Deutschen Reiches,
grenzt im W. mit einer Küstenlänge von 300 km an den Atlantischen
Ozean (Bai von Biasra), im NW. an das britische Mgergebiet, im
S. und O. an Französisch-Kongo.
Es erstreckt sich durch 10 Breitengrade, ist beinahe so groß wie
das Deutsche Reich.
Die deutsche Herrschaft in Kamerun begann mit der von dem berühmten
Afrikasorscher Nachtigal (f 1885) daselbst 1384 vollzogenen Flaggenhissung.
— Das Verdienst, die Deutschen zuerst aus das Kamerun-Gebiet, als für
deutsche Kolonisation geeignet, hingewiesen zu haben, gebührt dem Afrikaforscher
Flegel 1886).
II. Bodengestalt und Bewässerung. Gegenüber der spanischen
Insel Fernando Poo erhebt sich hart an der Küste das gewaltige
Kamerun-Gebirge, das höchste Gebirge im ganzen Umkreise des
Atlantischen Ozeans. Unter den verschiedenen Gipfeln ist der höchste
der longo m a 8 ob ah1, ein erloschener Vulkan, der in der
Albert-Spitze eine Höhe von 4000 m erreicht. Bis etwa 2200 m
sind die Bergseiten mit einer außerordentlich üppigen Vegetation
bedeckt; die verwitterte Lava bildet an den unteren Abhängen überall
eine tiefe Schicht fruchtbarster Gartenerde. Die wichtigsten tropischen
Kulturgewächse und die menschlichen Ansiedelungen reichen hinauf bis
1000 in. — Im SO. ist dem Fuß des Gebirges das aus zahl-
losen Wasserläufen und ausgedehnten, mit Mangroven bewachsenen
1 — Götterberg.