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Flechten bedecken oft Hunderte von Meilen weit den ebenen
Boden, sie bilden die Tundra, die in den ersten Sommerwochen
nach der Schneeschmelze einem vollgesogenen Schwamme gleicht,
aus welchem Milliarden von Stechmücken hervorkommen, die
Menschen und Tiere entsetzlich peinigen. Nur an besonders
geschützten, gegen die Sonnenstrahlen geneigten Abhängen sieht
man einige Pflänzchen ihre Blüten entfalten, sie gleichen in
ihrem ganzen Bau auffallend denen, die auf hohen Bergen
wärmerer Landstriche nahe der Grenze des ewigen Schnees
wachsen. Auch der Baumwuchs hört auf, nur spärlich finden
sich einzelne Polarweiden und -birken, die vorsichtig nur einige
Blätter und Blütenkätzchen hervortreiben, sonst Stamm und
Zweige unter dem schützenden Boden bergen.
Der Polarzone eigentümlich ist das Remitier, das gezähmt
und auch als Wild dem Menschen fast alle seine Bedürfnisse
liefert, so daß er ohne dasselbe in dieser unwirtlichen Einöde
gar nicht existieren könnte; außerdem kommen noch der schaf¬
ähnliche Bisamochs, der Polarfuchs und als gefährliches Raub¬
tier der Eisbär 'vor. Charakteristisch für diese hochnordischen
Gegenden sind auch die Vogelberge, Felseneilande im Meere,
auf denen unzählige Scharen von Seevögeln nisten; werden sie
erschreckt, so steigen sie in Schwärmen auf, daß sie die Sonne
verfinstern. Sehr reich ist in der Polarzone die Tierwelt des
Meeres; seine Buchten und Engen wimmeln, wenn sie eisfrei
sind, von Fischen aus dem Geschlecht der Lachse und Dorsche,
zu deren Fang sich Tausende von Booten und Schiffen ver¬
einigen; an entlegenem Strande oder auch auf Eisschollen sam¬
meln sich Herden von Seehunden und anderen Robben, z. B.
Walrossen, eine erwünschte Jagdbeute für die Eingeborenen,
die den Speck essen, den ausgelassenen Tran trinken, mit ihm
auch ihre Lampen speisen und mit dem Fell der Tiere ihre
Boote wasserdicht überziehen; auf dem offenen Polarmeer treffen
wir die Wale, die größten der jetzt lebenden Säugetiere, im
Nördlichen Eismeer den Grönlandwal, der Speck (Tran) und
Fischbein liefert, im Südlichen Eismeer und den angrenzenden
Gebieten des Großen Ozeans den Potival, der zwar kein Fisch¬
bein, aber Walrat und Ambra hat. Von Europa und Amerika
gehen daher alljährlich gut ausgerüstete Schiffe in die Polar¬
meere zum Walfischfang und Robbenschlag.
Die Bevölkerung der Erde.
[S. Lange, Volksschnlatlas, Verteilung der Völker und der Religionen.]
Man schätzt die Anzahl der Menschen, welche die Erde § 8.
bewohnen, auf 1800 Millionen und teilt sie in 5 Hauptrassen,