fullscreen: Die Neuzeit (Teil 3)

5. Kapitel: Kulturzustände im 16. u. 17. Jahrhundert ?c. 145 
von Italien blühten im germanischen Norden flandrische, kölnische, 
oberdeutsche und fränkische Malerschulen. Als Meister der oberdeutschen 
Maler ragt hervor Hans Holbein d. Jüngere (t 1554), berühmt 
durch seinen in Holzschnitt ausgeführten Totentanz voll tragischen 
Humors und vernichtender Ironie, sowie durch meisterliche Initialen, 
Titelbilder und Zeichnungen zu den Werken der Humanisten; als Meister 
der fränkischen glänzt Albrecht Dürer, der Schüler Michael Wohl- 
gemuts. In Albrecht Dürer (1471 - 1528) ist das Deutschtum 
in der vielbewegten Periode des Überganges aus dem Mittelalter in die 
neue Zeit persönlich geworden. Er trägt die deutsche Kunst in die 
Familie, wo das deutsche Leben wurzelt, er erkennt in Luther seinen 
Führer und predigt in Kupferstichen und Holzschnitten das Evange- 
lium für die Bürgerstube und die Bauernhütte volksmäßig und Volks- 
verständlich, und während in Italien die Kunst, wie die humanistische 
Gelehrsamkeit einen aristokratischen Charakter trägt, so daß jene in 
großen monumentalen Fresken ihre volle Schöpferkraft ausspricht, hat 
die deutsche Kunst ein volkstümliches bürgerliches Gepräge und wird, da 
ihr die Größe des öffentlichen Lebens fehlt, besonders in kleinern Werken 
des Holzschnittes und Kupferstiches gepflegt, gleichwie der deutsche 
Humanismus Schulen für den Mittelstand gründet. Voll tiefer 
Innerlichkeit, bald innig, bald humoristisch, voll markiger Kraft 
und Wahrheit, voll dichterischen Schwunges sind die Werke Dürers, 
und er ist mit Recht als Baumeister, Kupferstecher, Holzschneider, 
Zeichner und Bildschnitzer die Liebe und der Stolz der deutschen 
Nation, aber es fehlen ihm die freien, fchön vollendeten Formen der 
Italiener, seine Werke zeigen Hartes, Eckiges, den Faltenwurf in knitte- 
rigen Brüchen, und das Auge muß oft durch eine rauhe 
Schale zum markigen Kerne hindurchdringen. Die saftige 
Linie des Holzschnittes, der feine warme Kupferstich sprechen sicher und 
mit überragender Meisterschaft unmittelbar sein Empfinden und Wollen 
aus, die harmonische Vollendung des Kolorits ist ihm unter den reichs- 
städtisch beschränkten Verhältnissen seiner Heimat in Nürnberg, der er 
sich innig und in ehrenhafter sittlicher Tüchtigkeit anschloß, 
versagt. Zwar hält Kaiser Max ihm, seinem Hofmaler, einmal die 
schwankende Leiter an der Staffelei, aber er läßt sich von ihm einen 
Degenknopf gravieren, einen allegorischen Triumphbogen in Holz schnei- 
den. statt ihm die Wände eines Schlosses zu malerischen Darstellungen 
zu übergeben. Unter seinen größern Gemälden ragen hervor die 
großartige Darstellung der hl. Dreieinigkeit, das Rosenkranzfest, die 
überlebensgroßen Gestalten der Apostel Johannes, Paulus, Petrus und 
Lucas als Wächter der reinen evangelischen Lehre und als vier Grund- 
richtungen des religiösen Geistes; außerdem durch liebevolle Sorgfalt 
ausgezeichnete Porträts, vor allen das edle Antlitz des ernsten 
denkenden Künstlers selber. Von den Holzschnitten ist ergreifend 
sein Jugendwerk, die 16 Blätter der Offenbarung mit den berühmten 
apokalyptischen Reitern, ferner die große und die kleine Passion, darin 
Schurig, Lehrbuch der Geschichte. HL 10
	        
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