Full text: [Teil 4] (Teil 4 = (Für Obertertia))

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über die ein ungemein milder Himmel gespannt ist. In erster Linie ist das Durch¬ 
bruchstal des Rhein durch warmes Klima ausgezeichnet, aber auch einige Gegenden 
von Thüringen und Sachsen erfreuen sich einer sehr geschützten Lage. 
Der Boden des Gebirges ist auf den Höhen gewöhnlich steinig und wenig 
fruchtbar, so daß er nur als Waldland benutzt werden kann. Aber an den Hängen 
lagert sich vielfach fruchtbare Ackererde ab, namentlich der in der Vorzeit vom 
Winde herüber gewehte Löß, und die einstmals sumpfigen Senkungen sind nach 
ihrer Entwässerung die blühendsten Fruchtauen unseres Vaterlandes geworden. 
Nur die höchsten Spitzen der Gebirge reichen über das Waldgebiet hinaus. 
Der W. des Mittelgebirges gehört zu den waldreichsten Teilen von Deutschland. 
Prächtige Buchenwälder und Eichenbestände schmücken die mittleren Hänge, 
während in höheren Lagen die Nadelwälder vorherrschen. In den Tälern gedeihen 
sämtliche Getreidearten, in den milderen Bezirken auch die feineren Gemüse, 
jedoch bringen Bäume, die man im S. häufig findet, wie die Walnuß und die 
Edelkastanie, nur im westlichen Teil des Gebietes ihre Früchte zur Reife. 
Demnach mußte sich die Bevölkerung des Mittelgebirges zunächst darauf 
legen, durch Industrie ihren Lebensunterhalt zu erwerben, sowohl durch die 
Verarbeitung des Holzes als auch durch Spinnerei und Weberei. Aber vor allem 
hat der Reichtum an Bodenschätzen dazu beigetragen, im Mittelgebirge eine 
hervorragende Industrie erstehen zu lassen. Altberühmt ist der Bergbau auf 
mancherlei Erze, vom Rhein bis zur Elbe und wieder im äußersten 0.; dazu 
kommen reiche Schätze an Salz und vornehiplicji die großen Kohlenlager, die 
sich am Nordrande der Gebirgsschwelle fast ununterbrochen von der westlichen 
Reichsgrenze bis zur östlichen hinziehen. Die Folge davon ist, daß die Bevöl¬ 
kerung auch in den weniger günstigen Landschaften sich ziemlich stark verdichtet 
hat und nur an wenigen Stellen auf ein kärgliches Auskommen angewiesen ist. 
Der Umstand, daß zwei Gebirgsrichtungen rechtwinklig zueinander streichen 
und infolgedessen auch die Flußtäler nicht in gerader Linie, sondern vielfältig 
gezackt verlaufen, hat es auch bewirkt, daß im Mittelgebirge keine großen Staaten 
entstehen konnten. Da, wo die Gebirge am wirrsten durcheinander gegittert 
sind, in Thüringen und im Wesergebirge, findet sich deshalb auch das Gebiet 
der deutschen Kleinstaaten. Wenn auch Deutschland früher unter seiner Klein¬ 
staaterei viel gelitten hat und wenn auch die Abbröcklung der Grenzländer haupt¬ 
sächlich deshalb erfolgte, weil gerade an den Grenzen kleine Staaten lagen, so 
bringen doch im Innern Deutschlands die kleinen Fürstentümer keinen Nachteil; 
im Gegenteil haben sie für die geistige Entwicklung, für Wissenschaft und Kunst, 
Großes geleistet. ; , 
1. Das Rheinische Schiefergebirge. 
Von der Oberrheinischen Tiefebene her reckt sich der Südabfall einer großen 
»Schieferplatte empor, die der vom Meere und von der Witterung abgeschliffene 
Rest eines alten Gebirges ist. Die Platte senkt sich allmählich von S. nach N. 
und taucht schließlich unter die jüngeren Erdschichten, die das Norddeutsche 
Tiefland bilden. Es ist also eigentlich kein Gebirge, sondern es ist nur durch 
die nagende Kraft des Wassers in einzelne Plateaus zerlegt, die an manchen 
Stellen Bergform annehmen. Die Hauptgliederung hat es dadurch erfahren, 
daß der Rhein das Gebirge durchbrochen hat, und zwar an einer Stelle, wo von 
N. her ein spitzwinkliger Einbruch, die Cölner Bucht, die zu durchbrechende
	        
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