Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 35. Gestalt und Küsten Australiens. 109 
Arides den Weg um das Cap der guten Hoffnung seiner minderen 
Gefährlichkeit wegen vor. Ein Segelschiff gelangt auf diesem Wege in 
3 bis 4 Monaten von Hamburg nach Sidney. Von außerordentlicher 
Bedeutung für Australien wird wegen der dadurch gewonnenen Ab¬ 
kürzung des Weges die Durchstechung der Isthmen von Panama und 
Suez werden. 
I. Das Festland Australien. 
Gestalt und Küsten Australiens. Das Festland Australien §. 35. 
hat die Gestalt eines Sechseckes, dessen Eckpunkte durch das Cap $orf, 
den dem Sandy-Cap und der Insel gl. N. gegenüberliegenden Wende¬ 
punkt der Küste, die Caps Wilson, Leeuwin, Vlaming und die 
Halbinsel Coburg bestimmt sind. Größte Länge — 550 M., größte 
Breite zwischen Cap Wilson und Cap Uork — 430 M., wogegen 
die Entfernung vom Ostende des Cambridgegolfs bis zur Nordspitze 
des Australgolfs etwa 250 Meilen beträgt- Der Küstenumfang des 
Landes ist sehr einförmig, denn außer dem tiefen Carpentaria-Golf, 
zwischen der Halbinsel Uork und dem halbinselartig hervortretenden 
Arnhems Lande, und dem flachen Australgolf im Süden des 
Landes hat keine andere Bucht merklichen Einfluß auf die Configuration 
des Landes. 
Die Natur der Küsten ist sehr verschieden. Von Cap Uork bis 
Cap Sandy ist sie von dem sog. Barriere-Riff, einem breiten 
Gürtel von Korallenriffen, umgeben, zwischen denen schmale Gassen zu 
dem inneren, ruhigeren Meerestheile führen, der aber wegen zahlreicher 
Untiefen und Klippen sehr gefährlich zu befahren ist; die dahinter liegende 
gut bewässerte und waldreiche Küste aber ist reich an guten Häfen. 
Vom Sandy-Cap bis Cap Otway ist die Küste durchweg steil und 
namentlich an der 30 Meilen breiten Baßstraße, welche Tasmanien 
vom Festlande trennt, reich an den schönsten Häfen. Ganz dieselbe 
Beschaffenheit hat die Küste von Tasmanien selber, weshalb denn 
schoil im Anfange dieses Jahrhunderts die Baßstraße ein Sammelplatz 
der Walfischfahrer war, zumal da an ihren Küsten Robben und See¬ 
elephanten in ungeheurer Anzahl Haufeten. Dom Cap Otway bis 
zum Cap Leeuwin ist die halbmondförmige Küste des Australgolfs 
zwar steil, aber mit Ausnahme der Spencer- und des Vincent-Golfs 
überall Hafen- und schutzlos. Von der Westküste ist nur der südliche 
Theil etwas reicher an guten Häfen, wodurch die Gründung der Colonie 
Westaustralien verursacht ist, aber ihr nördlicher Theil bis zum 140» ö. L. 
ist flach und versandet. Dann beginnt eine vielfach zerrissene, klippen-, 
aber doch hafenreiche Küstenbildung, welche bis zum Cap Arnhem 
anhält. Den besten Hafenplatz gewährt Port Darwin (der Insel 
Melilla gegenüber), und hier soll gegenwärtig eine neue Colonie ge- 
gründet werden. Dagegen sind die verschlammten, mit Mangrove¬ 
waldungen bedeckten Küsten des Carpentaria-Golses fast völlig 
unnahbar. Die etwa 20 Meilen breite, von dem Spanier Torres
	        
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