Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 46. Thierwelt. §. 47. Bevölkerungsverhältnisse. 115 
Auf den Inseln des Binnengürtels finden wir daneben auch Pflanzen des 
australischen Continents; aber auf den Außeninseln erinnert nur noch eine 
große Cafnarine, welche die Eingebornen als Baum der Trauer auf die 
Gräber pflanzen, an die Pflanzen des Continents. Merkwürdig ist, im 
Gegensatz zum Kontinent, die Verbreitung von Nahrungspflanzen über sämmt¬ 
liche Inseln. Die Cocospalme (s. S. 74) ist besonders wichtig für die 
niedrigen Inseln, auf denen sie oft der einzige Baum ist; von den Früchten 
des Brotbaums (f. S. 74) nähren sich die Bewohner von Tahiti neun 
Monate im Jahre hindurch, und drei Bäume find hinreichend, einen Menschen 
zu ernähren. Pandanus (L. II, §. 311) ist wenig geschätzt. Außerdem 
werden Uams (s. S. 70), Bataten (s. S. 73) und auf den Sandwichinseln 
besonders Taro (L. II, §. 310) in künstlichen Sümpfen und Bananen 
(L. II, §. 292) gebaut. Wichtig find außerdem der Papiermaulbeerbaum 
(L. II, §. 266, 2), dessen Bast zu Kleiderstoffen verarbeitet wird, und der neu¬ 
seeländische Hans (L. II, §. 304, 10); der Sandelholzbaum (L. II, 
§. 259) auf den Sandwichinseln, der köstliches Rauchwerk liefert, ist säst ganz 
ausgerottet. 
Thierwelt. Für die Meerthiere gilt das oben beim Festlande Australien §. 46. 
erwähnte. Die Landthiere nehmen gleich den Pflanzen in der Richtung von 
West nach Ost ab. Charakteristisch ist für Neu-Guinea das fast einzig auf 
diese Insel beschränkte Vorkommen von Paradiesvögeln (L. I, §. 69, 26), 
während die Säugethiere der Insel, Beutelthiere und der wilde Hund, 
denen des Continents entsprechen. Neu-Seeland hat außer einem wilden 
Hunde, Fledermäusen und Ratten keine einheimischen Säugethiere; unter den 
Vögeln ist der Kiwi (L. I, §. 76, 5) dem Erlöschen nahe, während die 
Dinornisarten, Moa, der Neu-Seeländer, plumpe, riesige (18') Pflanzen¬ 
fresser, die einzigen jagdbaren Thiere des Landes, bereits ausgerottet sind. 
Reptilien kommen nur bis zur Tongagruppe vor. Das Schwein, der 
Hund und der Haushahn sind den Urbewohnern auf alle Inseln gefolgt. 
Gegenwärtig sind Pferde und Hornvieh aus Europa weithin verbreitet. 
Bevölkerungsverhältniffe. Die Ureinwohner zerfallen in §.47. 
Zwei durch Sprache und Körperbau durchaus getheilte Abtheilungen, 
einen schwarzen und einen hellfarbigen Stamm. Der erste bewohnt 
den Binnengürtel, der davon den Namen Melanesien führt, mit 
Ausnahme von Nen-Seeland; auch die ehemalige Bevölkerung von 
Tasmanien gehörte dazu. Auch ans diese Völker bezieht sich der Name 
Australneger oder Negritos. Zu ihnen gehören zunächst die Papua, 
deren dichtes, starres Haar auf eigenthümliche Weise gekräuselt ist und 
dem Kopfe einen unverhältnismäßig großen Umfang gibt. Der Theil 
der Bevölkerung von Neu-Guinea, welcher diesem Stamme angehört, 
wohnt in Dörfern am Strande, deren im Wasser auf Pfählen erbaute 
und durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Häuser immer 
mehrere Familien beherbergen. Den geringen Hausrath verschaffen sie 
sich zum Theil durch Handel mit den die Küste besuchenden Chinesen 
Sie gehen fast nackt, haben keine Art staatlicher Einrichtung und sind 
mißtrauisch gegen alles Fremde, weshalb auch bis jetzt das Christenthum 
dort keinen Eingang gefunden hat. Noch roher sind die Bewohner der 
übrigen Inseln, bei denen sogar Menschenfresserei in so furchtbarern Grade 
herrscht, daß selbst Familienglieder einander nicht verschonen. Im Innern
	        
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