Full text: Das Deutsche Reich (Teil 4 = Obertertia)

6 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. 
Die zentrale Lage Deutschlands bringt aber auch schwere Gefahren mit 
sich. Die Nachbarstaaten Deutschlands sind zum Teil Militärstaaten ersten Ranges. 
In eben diesem Unistande liegt eine stete Gefährdung der politischen und wirtschaft¬ 
lichen Machtstellung des Reiches. Deutschland bedarf daher zu seinem Schutze so¬ 
wohl stark bewehrter Grenzen wie auch einer gefürchteten militärischen Macht und 
politischer Bündnisse. Durch Natur, Geschichte und Verträge ist es am engsten mit 
Österreich-Ungarn verknüpft, und diese beiden Mächte bilden noch heute im Verein 
mit Italien den europäischen Dreibund. 
2. Deutschlands Lage nahe dem Mittelpunkte der Landhalbkugel. 
Denkt man sich die Erdkugel in eine nordöstliche oder Landhalbkugel und eine 
südwestliche ober Wasserhalbkugel geteilt, so bilden die Mitte der Landhalbkugel 
Südengland und Nordfrankreich, die Mitte der Wasserhalbkugel Neu-Seeland. 
Der Verkehr sucht, einem natürlichen Gesetze folgend, stets den kürzesten Weg, er 
strebt also, wie nach der Mitte der einzelnen Länderräume, so auch nach der Mitte 
der bewohnten Erde hin. Nahe diesem Zentrum liegen alle Randstaaten der Nord- 
see, und auch das Deutsche Reich genießt die Vorteile dieser Lage. 
Die Beziehungen Deutschlands zu den übrigen Teilen der Erdfeste werden 
durch die Lage nahe dem Mittelpunkt der Landhalbkugel wesentlich erleichtert 
sowohl zu Wasser wie zu Lande 
3. Deutschlands Meereslage. 
Im Norden weist das Meer seine Anwohner vor allem aus den Verkehr 
mit den kulturell hochentwickelten Völkern der Gegengestade und dann mit den 
überseeischen Ländern hin. Die ruhmreiche Geschichte der Hanse und die glanz¬ 
volle Entwicklung unseres überseeischen Handels in der Gegenwart, der in Europa 
nur mehr von dem Englands Übertrossen wird, zeugen laut davon, daß das deutsche 
Volk im Meere „eine Quelle seiner Größe", einen Lebensnerv seines wirtschaftlichen 
Gedeihens erkannt hat. 
So ist Deutschland, dank der Gunst seiner Lageverhältnisse, 
in der Tat ein Land des Handels und des Verkehrs. 
4. Geographische Länge. 
Die westöstliche Ausdehnung Deutschlands reicht von 6° bis 23° ö. L. v. Gl, 
also über 17 Längengrade —17-70 kni — 1200 km. Sie hat zur Folge, daß 
der äußerste Osten und^der äußerste Westen nur eine Stunde Zeitunterschied haben. 
Dieser Zeitunterschied findet aber seine Ausgleichung durch die „Mitteleuro¬ 
päische Zeit". , . 
Diese wird bestimmt nach dem 15.° ö. L. v. Gr.» dem Meridian von 
Stargard. 
Die einheitliche Zeit erleichtert in erheblichem Maße die Einrichtungen des 
Fernverkehrs im ganzen Reiche.
	        
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