Full text: Lesebuch für die 6. Klasse der Volksschulen in München (Klasse 6, [Schülerband])

216 
163. Schlichte Größe. — 164. An Anfrag. 
163. S5chlichte Größe. 
BB. Vuller. 
In hohem Alter besuchte Generalfeldmarschall Moltke noch einmal seinen 
stillen Geburtsort im Mecklenburgischen. Da er sich nach seinen Spiel— 
kameraden aus der Jugendzeit erkundigte, wurde ihm gesagt, daß nur noch 
einer am Leben sei. Moltke ließ sich zu ihm führen. Dieser, ein einfacher 
Landmann, redete ihn mit „Exzellenz“ an. Doch Moltke drückte ihm treu— 
herzig die Hand und sprach: „Mein lieber Freund, warum sollen wir uns 
anders nennen als in unsern Knabenjahren? Nenne mich wie damals!“ 
Und die beiden Greise tauschten ihre Jugenderinnerungen aus und erneuten 
den Freundschafstsbund. Mit tiefer Rührung schieden sie voneinander; es 
war eine glückliche Stunde. 
164. An Anfrag. 
1870. 
LKarl Stieler. 
l. A Bauer hat drei Buab'n im Feld; 
sie lassen gar nir hör'n; 
jetzt is er halt nach Münka 'nein 
zum Fragen in d' Kasern. 
2. „Wie geht's mein Toni?“ hat er g'fragt; 
den mag er halt vor allen; 
da schaugen si nach und sagens ihm: 
„Der is bei Worth drin gifallen.“ 
3. „O mei Gott, mei! — und unser Hans?“ 
„„Der is mit siebez'g Mann 
bei Sedan g'fallen.““ — „Und der Sepp?“ 
„Der liegt bei Orleans!“ 
4. Der Alte sagt koa Wort und geht. 
Er hebt sich an am Kasten, 
am Stuhl, am Cürg'schloß, an der Stieg'n — 
er muaß a weni rasten. 
5. Drunt auf der Staffel vor'n Haus, 
da is er niederg'sessen; 
er halt sein Hut no in der Hand; 
er hat auf all's vergessen. 
6. Es gengant wohl viel tausend Leut, 
viel hundert Wag'n vorbei. 
Der Vader sitzt no' allweil dort.. 
„Drei Buab'n — und alle drei!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.