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Lehrer. Oder wenn ein Arzt, der alle Kennzei¬
chen eines verständigen Arztes hätte, hülflosen Kran¬
ken helfen wollte, wäre da nicht Zutrauen des Kran¬
ken Pflicht?
Schüler. Allerdings.
Lehrer. Und wodurch müsste der Kranke
dieses Zutrauen gegen den Arzt beweisen.
Schüler. Er müsste seinen Vorschriften ge¬
horsam seyn, dessen Einrichtungen, wenn sie ihm auch
unangenehm wären, sich gefallen lassen, ihn für die
geleistete Hülfe lieben, und ihm dankbar seyn.
Lehrer. Also hier ist zweierlei Geschäft. Das
eine ist das Geschäft des Helfers, und das andere
des Hilfsbedürftigen. Wenn jeder das Seinige
thut, dann erfolgt Rettung.
Wenn ich dir nun in deiner Noth zuriefe: Be¬
diene dich des Mittels zu deiner Rettung, und du
meintest vorerst nicht, dass es ein gutes Mittel wä¬
re: könnte dich dann mein blosser Zuruf retten?
Schüler. Nicht wohl!
Lehrer. Oder zum andern; du wolltest aus
Eigensinn oder aus Trägheit dich des angebotenen
Mittels» wenn du es auch für gut hieltest, nicht
bedienen, würde dir dann dadurch geholfen werden?
Schüler« Eben so wenig.
Lehrer. Oder drittens: du versuchtest es
such wirklich, liessest aber bald nach, etwa bei
der geringsten Schwierigkeit?
Schüler. Auch dann läge die Schuld an mir,
wenn ich nicht gerettet würde.
Lehrer. Wende nun dies Gleichniss auf die wich¬
tigen Lehren an, die du von dem erhältst, was von Got¬
tes wegen geschehen ist, damit die Menschen von
Unwissenheit und Irrthum befreit, oder wie es die Bi¬
bel nennt, aus der Finsterni,ss erlöset öder erret¬
tet, und durch Christum, d.i. durch Befolgung seines
Raths und Beispiels glücklich würden; und du wirst
diese Lehren, od. wie es mit einem Worte heisst, die Re¬
ligion besser verstehen und höchst vernünftig finden.
Schüler. Ja, lieber Lehrer. Denn ich verstehe
jetzt schon besser, was das heisst: ,, Wer glaubt, wird
„selig; wer aber nicht glaubt* bleibt unglücklich,**