Der Untergang der Staufer. 115
starb. „Friedrich selbst schied unbesiegt aus dem großen Streite, aber eben
sein Tod hat doch der staufischen Sache den Untergang gebracht; denn ein
wahrer Nachfolger seines Geistes fehlte, und furchtbar wüteten alsbald Tod
und Zersplitterung in seinem Hause." (Hampe.)
III. Die Bedeutung der Herrschertätigkeit Friedrichs II. für Deutsch¬
land hat ihren Ausdruck in der Sage vom Kaiser Friedrich gefunden.
Das Ende der staufischen Universalpolitik war kein Unglück für Deutsch-
land; denn Friedrich II. hatte die politische Entwicklung des deutschen Volkes
nicht gefördert. Seine Tätigkeit hatte sich in Deutschland znletzt auf die Er-
Haltung des inneren Friedens beschränkt. 1235 hatte er auf dem Reichstage
zu Mainz einen großen Landfrieden geboten und die „obersten Instanzen
der Rechtspflege verbessert". Gerade dadurch aber wurde das Andenken des
Kaisers in der nun folgenden Zeit des Faustrechts als das eines großen und
mächtigen Friedensherrschers bewahrt. Aus den Tagen der glanzvollen Kaiser
des staufischeu Hauses jedoch blieb eine tiefe Sehnsucht nach der entschwundenen
Kaiserherrlichkeit in den Gemütern zurück, und sie wuchs in der Not der
folgenden Zeiten. „Sie fand ihren Niederschlag in der deutschen Kaiser-
sage, in der die Person Friedrichs II. zum Mittelpunkt ward von Welt-
untergangsvorstellungen, mythologischen Beimischungen und nationalen Hoff-
mmgen." (Hampe.) Kaiser Friedrich, der große Friedensstifter, sollte vor
dem Ende des tausendjährigen Reiches wiederkehren und die alte Herrlichkeit
des Reiches erneuern.
§ 36. Der Untergang der Staufer.
Die letzten Staufer finden im Kampfe gegen den Papst und
Karl von Anjou ihren Untergang.
1. Friedrich II. hatte, an seiner universalen Politik festhaltend, seinen
Sohn Konrad IV. zum Erben von Deutschland und Sizilien bestimmt, seinem
Sohne Manfred hatte er das Fürstentum Tarent vererbt.
Konrad IV. (1250—1254) hatte als deutscher König zu Lebzeiten des
Vaters den Gegenkönig Heinrich Raspe mit Erfolg bekämpft. Nach Friedrichs
Tode „folgte er sofort dem Zuge seines Geschlechts nach Süden". Er ver¬
pfändete in Deutschland die letzten Hoheitsrechte und zog 1251 nach Italien.
In Süditalien fand er Manfred im Kampfe gegen eine Empörung. Nachdem
er 12 53 Neapel erobert hatte, sammelte er ein starkes Heer, um gegen
Mittelitalien vorzugehen. Da starb er 1254.
2. Manfred errang der staufischen Sache noch einmal vorübergehend
den Sieg. Er befestigte seine Herrschaft über Sizilien und sammelte die An-
Hänger der Staufer (Ghibellinen) in Ober- und Mittelitalien gegen die feind-
liche Partei der Guelfen. Da belehnte Papst Urban IV. den Bruder des
Königs von Frankreich, Karl von Anjou, mit dem Königreich Sizilien.
Gegen ihn verlor Manfred 1266 bei Benevent Sieg und Leben.
3. Inzwischen war in Deutschland der letzte Staufer. Konrads IV. Sohn
Konradin, herangewachsen. Ihn riefen die Ghibellinen Italiens zu Hilfe.
Er drang 1267 siegreich durch die Lombardei vor. „In Rom empfing ihn
der Bannfluch des Papstes und der Wonnegesang des Volkes." Aber 1268
erlag er bei Scurcola dem Heere Karls und geriet in Gefangenschaft. Am
8*