Die afrikanischen Kolonien.
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Tiefer im Land fallen im südlichen Sommer mitunter Regen, aber dann wolken¬
bruchartig und unter Gewitterentladung, wobei die sonst trockenen Flußbette mit
wilden Strömen sich füllen. Infolge der spärlichen Niederschlüge hat das Binnen¬
land die Natur einer dürren Steppe, die, soweit nicht Felsgeröll auftritt, mit Dorn¬
busch, trockenen Grasbüscheln und Akazien bedeckt ist. Das in trockenen, braunen
Büscheln wachsende Gras liefert übrigens ein äußerst nahrhaftes Futter für Rinder,
Schafe, Ziegen und Pferde. Südwestafrika ist daher von der Natur nicht für den
Ackerbau, fondern wie das Kapland für die Viehzucht bestimmt. Bei ausreichender
Anlage von künstlichen Brunnen, Teichen und Stauvorrichtungen kann namentlich
das Damaralaud (Land der Herero) für die Rindvieh-, Pferde- und Straußenzucht,
das Nama(Hottentotten)land für die Zucht des Wollschafes und der Angoraziege
Bedeutung erlangen.
Von Mineralschätzen sind die reichen Otavi-Knpferminen
zu erwähnen. Neuestens werden nächst Lüderitzbucht viele D i a m a n t en gefunden,
aber nicht in festem Grund wie in Kimberley, sondern in kiesigem Sand. Auf dem
Mineralreichtum der Kolonie beruht wohl auch ihre Zukunft.
Eisenbahnen. Im Tal des Swakop ist das Hochland am leichtesten
zu erreichen; daher führt jetzt eine Eisenbahn von Swakopmund nach dem
Regierungssitz W i n d h u k im Innern (382 m). Swakopmund ist ferner durch eine
Linie mit Otawi verbunden. Eine weitere Bahn läuft von Lüderitzbucht
nach Keetmanshoop. Im Bau begriffen ist ferner die Linie Windhuk—
Keetmanshoop, die Südstrecke der Nordsüdbahn.
Besiedelung.
Große Bedeutung hat Deutsch-Südwestafrika dadurch, daß
es infolge seines vorwaltend subtropischen Klimas von
deutschen Auswanderern besiedelt werden kann.
Mafsenauswauderung dorthin ist übrigens bei dessen Naturcharakter aus¬
geschlossen.
Die Bevölkerung der Kolonie ist sehr spärlich und überdies bunt gemischt.
Es lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden:
1. Re st e der früheren Urbevölkerung Afrikas und zwar
in der Südhälfte der Kolonie: die H o 11 e n t o 11 e n oder Nama, die sich eine
oberflächliche Kultur angeeignet haben und Viehzucht treiben, dann die Busch¬
männer;
2. die Nordhälfte der Kolonie, dasDamara-und Amboland, haben
Bantuueger inne, unter denen dieHerero im Damaraland den mächtigsten
Stamm bildeten. Sie haben infolge des Aufstandes stark gelitten.
Unter den Weißen sind die D e u t f ch e n mit rund 10 000 Seelen am stärk¬
sten vertreten.
Deutsch-Südwestafrika teilt mit dem benachbarten