leben 16 Millionen von der Landwirtschaft. Deutschland
ist kein reiches Land. Dürftig lebt die grobe Mehrzahl der
Bewohner. Auch die Vohlhabenderen können sich wenig
Luxus gestatten. Einfach ist man in Vohnung und Kleidung,
Speise und Trank. Vie bescheiden ist das Heim Schillers,
ja auch Goethes eingerichtet, und Goethe ist doch Minister
von VWeimar! Mancher Handwerker von 1900 mag wohl
komfortabler vohnen als jene Männer.
Und nun unser Vaterland von heute!
Unser Bremen, wie ist es gewachsen! Und wie schön
ist's geworden! Die Straben so sauber, so schön gepflastert,
so breit und so belebt! In den Hauptstraben Hunderte von
Menschen in geschãäftiger Eile vom Morgen bis zum späten
Abend. Ein Dunkelwerden gibt es in der Stadt nicht mehr.
Taghell werden die Strahen beleuchtet durch Gasglũhlicht
und elektrische Lampen, und die Helle vird noch ver—
mehrt durch die Fülle von Licht, welche aussströmt von den
vielen Schaufenstern! Diese Pracht in den Läden! Einer
sucht den andern zu übertreffen in der Fülle und der
kunstvollen Gruppierung der schönsten Gegenstände. Wer
Muße hat, mag einen angenehmen Zeitvertreib finden in
dem Beschauen dieser Pracht. Aber Tausende eilen vor
über zu Fubß, in elektrischen VWagen, in Mietdroschken, in
Equipagen, auf dem Rade und im Automobil. Man sollte
meinen, die ganze Stadt sei unterwegs. Die meisten
Menschen aber sind in den Kontoren, Fabrißen und WVerk
sstãtten in reger Tãtigkeit, Güter zu erzeugen, zu verhandeln,
zu versenden. Arbeit und Verkehr, mit ihren Maschinen
und ihrer Arbeitsteilung, sie gleichen selbst einer einzigen
großhen Maschine, deren Räder ineinander greifen zu einem
ungeheuren Getriebe.
Eins der Haupträder darin ist der Nachrichtendienst.
Post, Telegraph, Telephon ermöglichen es dem Geschãfts-
manne, in kürzester Zeit die wichtigsten Angelegenheiten zu
erledigen. Durch dieses Drahtgewirr hoch über den Häusern
trägt die Elektrizitãt Mitteilungen, Fragen und Antworten und
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