Frieden mit Siegfried, und dieser selbst erklärte sich bereit, mit ihnen
die Räuber zur See zu verfolgen.
Noch ehe die Sonne im Mittag stand, hatten Siegfrieds Schiffe
die Friesen wie die Helden von Moorland aufgenommen. Frute kannte
genau die Wasserstraße, welche die Normannen gefahren sein mußten;
er ließ alle Segel ansetzen, und in fliegender Eile brausten die Barken
durch die schäumenden Wogen. Auch nachts vergönnte er keine Ruhe;
er kannte zu gut die Pfade des Meeres, und er selber stand am
Steuer der ersten Barke, die sicher wie ein Pfeil durch die Sommer—
nacht dahinschoß. Da gewahrte er am Rande des Horizonts vereinzelte
Lichter; Sterne konnten es nicht sein, er spannte alle Kraft des Auges
an, die hellen Punkte zu prüfen. Plötzlich wandte er sich zu Hettel
und Herwig und rief: Es sind die normannischen Räuber; sie sind am
Wülpensande vor Anker gegangen; ihre Lagerfeuer verraten sie. Sie
haben zu lange der Ruhe gepflogen; nun sollen sie zu harter Arbeit
erwachen.“
Als der Morgen dämmerte, sah ein normannischer Schiffsgesell
Barken mit vollen Segeln heranfahren. „Wohlauf, sprach da Hartmut,
da kommen meine grimmen Widersacher.“ Ludwig aber rief laut seine
Mannen an: „Ein Kinderspiel war, was bisher gethan. Nun erst gilt
es, mit guten Helden zu streiten. Wer fest zu meiner Fahne steht, den
mache ich reich für immer.“
Die Schiffe legten so nah an, daß man mit dem Speerschaft vom
Bord an den Strand langte. Lange dauerte es, bis alle Friesen und
die von Moorland festen Fuß gefaßt hatten; von der Sterbenden Blut
sah man das Meer in roter Farbe fließen, so weit hinaus, daß es
niemand mit einem Speer überschießen konnte. Dann aber drangen
die Helden auf dem Werder vor, um die geraubten Frauen zu erreichen;
vor allen wüteten Ortwin und Morung auf dem Schlachtfelde, indem sie
mit dem Schwerte breite Furchen pflügten. Die Speere waren von
beiden Seiten verschossen, aber noch wurden von den guten Schwertern
der Helme viel verhauen. Je weiter aber die Normannen zurückgetrieben
wurden, desto mehr wuchs ihre Kraft; sie wußten nicht, wohin entrinnen,
darum tobten sie wie Bären, denen der Rückzug versperrt ist. Sie
schlugen tiefe Wunden, um sich die Königstochter Gudrun zu wahren.
Über den Mittag hinaus, bis gegen Sonnenuntergang, wogte der Kampf
hin und her, auf beiden Seiten trat Ermüdung ein, aber an Flucht
war auf keiner Seite zu denken. Da stießen die beiden Könige Ludwig
und Hettel aufeinander. Von Zorn erglühend rief Hettel: „Du feiger
Räuber, gieb mir meine Tochter zurückl! Wenn nicht, dann zeige,
daß du Helden zu stehen vermagst!“ Höhnend sprach Ludwig dagegen:
„Du hast einstmals Hagens Tochter durch deine Helden rauben lassen, aber
bei dem Wagnis bliebst du selber klug daheim; wie hast du jetzt dich auf