Rhein nebst Maas und Scheide.
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von ihnen verachtete Hirtenvolk zn unterjochen, während der Bund der Eid gen of-
seu fortwährend wuchs; denn es schlössen sich au jene 3 Waldorte die Bürger von
Luzern, Zürich, Glarüs, Zug und Bern. Später traten die tapferen Landleute von
Appenzell hinzu, die Städte Freiburg. Solothurn, Schaffhausen, Basel und die Land«
schasten von Wallis und Graubünden. Seit dem Tage von Dornach (1499) betrachtete
mau den Bund als vom deutschen Reiche völlig getrennt, als eine eigene Schweizer-
Republik.
2) Niederlande. Auch der Verlust des Rheinmündungsgebiets fällt den Habs-
burgern zur Last. In Frankreich gab es ein Herzogthum Burgund (nicht zu ver-
wechseln mit dem ehemaligen Königreich gleichen Namens) rechts der Saone bis gegen
die Loire, mit der Hauptstadt Dijou. Au dieses Herzogthum kamen stückweis durch
Erbschaft und Kauf die verschiedenen niederländischen Grafschaften und Herzogtümer;
die Niederländer hatten nichts dagegen, so lange man ihre alten Freiheiten und Recht-
same nicht antastete. Kein Fürst des 15. Jahrhunderts konnte sich rühmen, reichere
Bürger zu regieren. Damit war aber Herzog Karl der Kühne nicht zufrieden. Er
wollte seinen von Frankreich und Deutschland abhängigen Staat vergrößern und ein
eignes Königreich daraus machen. Diese Herrschsucht und sein Uebermuth stürzten ihn.
Als er die tapferen Schweizer angriff, verlor er beiGraudson und Murteu seine besten
Kriegsheere, und bei Nancy 1477 das Leben. — Seine einzige Tochter Maria heiratete
den österr. Prinz Max, nachmaligen deutschen Kaiser. Dies sahen Flandern', Bra-
banter und andere Niederländer ungern, gleich als hätte es ihnen geahnet, was für
unsäglich Elend der Großenkel dieses Max ihnen dereinst anthnn werde. Er hieß
Philipp II., Sohn des Kaisers Karl V., und ist nicht bloß als König von Spanien
und den Niederlanden (oder dem burgundischen Kreis des deutschen Reiches), sondern
auch als ein Tyrann bekannt, der es nicht begriff, wie man den Gesetzen und der
Vernunft gemäß regieren könne und solle. Deshalb zertrat er die alten Rechte der
Niederländer, verfolgte mit Grausamkeit die Idee der Kirchenresorm und übte so drückende
Herrschaft, daß endlich das Volk dagegen aufstand. Vergeblich schickte er seine spanischen
Truppen, vergeblich einen Feldherrn nach dem andern. Nur die südlichen oder bel-
gischen Provinzen wurden unterjocht, Die nördlichen vereinten sich 1531 unter
dem Namen Niederländische Union, nach der volkreichsten Provinz auch R^pu*
blik Holland genannt, die, wie die Schweiz, im westfälischen Frieden auch äs jure
vom deutschen Reiche getrennt und als selbständiger Staat anerkannt wurde.
Der langdauerude Krieg, wodurch man die Unabhängigkeit erfechten mußte, regte
alle Geisteskräfte und alle Thätigkeit in den nördlichen Provinzen auf. Vorzüglich zur
See wurden die Holländer mächtig, wodurch ihr Seehandel eine solche Ausdehnung
erhielt, daß ihr kleines Ländchen bald zu den ersten Staaten Europas gehörte.
Was die südlichen Provinzen betrifft , so kamen sie, nachdem Ludwig XIV. einen
Theil davon an sich geriffen, i. I. 1714 von Spanien wieder an Oesterreich, und im
RevolntionSkrieg an Frankreich. Nach Napoleons Sturz wurde dieser unser bur-
gnndischer Reichskreis, zu fünf Achteln vlämisch-deutsches Land, auf Befehl des Wiener
Congrefses 1815 mitHolland zu einem Königreich der Niederlande vereinigt und
seine uralte Verbindung mit Deutschland, welche durch Lage, Bodengestaltung und Na¬