Das Lustmeer.
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Meere näher. Doch machen Gebirge eine Ausnahme, da sie bei größerem
Wechsel der Winde und der Temperatur die Eutwickelung des Dunstes fördern, Nebel
und Wolken anziehen. Deshalb ist 3. B. der Harz die regenreichste Gegend in Nord-
deutschend. Doch tritt diese Regenzunahme nur ein, bis die mittlere Höhe der Wolken-
schichten überschritten ist; Hannover hat 715, Braunschweig 917, Klausthal 1745, das
Brockenhaus nur 146 l mm. Regen. Steile zerrissene Massen- und Kettengebirge mit
warmen Thaltiefen und Wäldern sind wolkenreicher, als Berggegenden mit sanfteren
Kuppen und Kegeln. Das Plateau Baicrus hat etwa dieselbe Befeuchtung wie das
Oberrheinthal, aber am Fuß der Alpen wird sie stärker, z. B. zu Tegernsee 1397 mm.
auf dem Splügen 1353. Auf dem Gr. Bernhard fällt an 1950 mm, in andern
Alpenstrichen noch mehr, bis über 3000. Deshalb auch das unvergleichliche Grün, der
reiche Graswuchs im Alpenlaude.
4) Am stärksten wirkt hohe und tiefe Lage der Länder auf jenen Unterschied, wenn
die hohen Länder zugleich wasserarme Hochebnen sind, oder große Randgebirge das
Heranziehen von Wolken hindern. Der Regen auf den kastilischen Hochflächen beträgt
jährlich nur 325 mm., und auf dem Plateau Persiens ist der Himmel sehr selten be¬
wölkt. Steppeuläuder haben infolge des mangelnden oder nur zu gewisser Zeit im
Jahre fallenden Regens keinen Baumwuchs. Große Wüsten siud noch ärmer an Be»
Wässerung; der große Wüsteugürtcl, der als das trockene Flußbett des Nordostpassates
aus dem Eismeere, die nördliche Erdhälfte von der Gobi in Hinterasien bis zum
atlantischen Küstensaum, der Sahara umzieht, ist fast völlig regeulos.
5) Da aber die Wärme die Ursache der Dampfbildung ist, so folgt daraus, daß
die jährliche R egenmasse in den Aequatorgegeuden stärker, in wach-
ender Breite gegen die Pole hin geringer sein muß. Die,Regenmenge
am Aeqnator zn 1 angenommen, ist sie am Wendekreise noch 9/io, am 40. Breitengrade
4/io, am 50. 2/io bis 3/io, und am 60. nur 1Ja. Zwischen den Tropen betrag? der jährliche
Niederschlag (die großen Sandwüsten abgerechnet) durchschnittlich 3 m., hier mehr dort wem-
ger; ans einigen Antillen 3900 mm., im heißen Tieslande Guayana sogar an 5100 mm.
In der gemäßigten Zone genießen nur reich bewachsene Hochgebirge (namentlich die
Alpen, s. S. 177) und einige warme Westküsten, da Westküsten überhaupt die
regenreichsten Gebiete der Länder sind, einen Niederschlag, der sich dem tropischen nähert,
z. B. Coimbra in Portugal, wo er über 3 m. beträgt. Auffallend ist der große Nieder-
schlag iu den Fjorden Norwegens (Bergen z. B. 2600 mm., während Stockholm nur
585 mm.), wo die von dem herrschenden Südwest herbeigetriebeneu Dämpfe des warmen
Golfstromes an den steilen zerrissenen Abhängen des Gebügs sich entladen. Auch die
Westküste Schottlands hat nach Buch ans Veröffentlichungen wahrhaft tropische Regen-
mengen aufzuweisen; während an der Ostküste Schottlands sich die Regenmenge inner-
halb der Grenzen 500 — 800 mm. hält, fallen zn Ardlui am obern Ende des ge-
priesenen Sees Loch Lomond an der Südwestseite der Southern Grampians 2939 mm.,
und zu Glenaoe am Loch Long gar 3269 mm. Doch sind dies Ausnahmen. In
Italien fällt durchschnittlich 1462, an den Westküsten Frankreichs und Englands 900
bis 1100, an der Ostküste des baltischen Meeres 500 mm. Kältere Länder bedürfen
aber auch weniger Bewässerung als warme.