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Vorbegriffe und Planzeichnen.
kann man nur mühsam hinauf reiten. Eine Böschung von 45° läßt sich
nur mit den Händen erklettern und gehört schon zu den schroffen.
Der Name Gebirg bedeutet eine Masse von Bergen und Bergrücken
mit Vertiefungen dazwischen. Der Theil eines Gebirgs, von welchem sich
nach verschiedener Richtung Bergreiheu oder Züge erstrecken, heißt der G e -
birg sstock oder Knoten; gehen drei Züge von ihm aus, so unterscheiden
ihn manche mit dem Worte Gebirgsg abel. Der höchste Rücken eines Ge-
birgs wird zuweileu Kamm oder First genannt, auch wohl Grat, wenn
er sehr selsig und scharfkantig erscheint. Aus dem Rücken erheben sich ge-
wöhnlich Gipfel, Kuppen, Hörner u. f. w.
Bergzüge, die nach verschiedenen Seiten im Gebirge auseinander ziehen,
heißen Arme, Zweige oder Aeste des Gebirgs.
Um die höheren Berge eines großen Gebirgs liegen niedere her, die
Vorberge. Liegen vor diesen andere noch niedrigere, so nennt man diese
die Vorberge und jene Mittelgebirg. Das Gebirg kann sich demnach
entweder in kleineren Bergen, Hochthäleru und Hochflächen allmählich ab-
stufen; oder, wenn es gleich zur unteren Tiefe des Landes sich senkt, ab-
fallen. Man hat deshalb die Ausdrücke: Es stuft sich schnell oder lang-
sam ab; es fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab.
Zur deutlicheren Erklärung der einzelnen Bergtheile stellt Fig. 4 einen einfachen
perspectivisch gezeichneten Berg vor. Es ist hier A der höchste Punkt oder der Scheitel.
Die krummen Linien AOMKF und APNLH sind die Seiten oder Hänge, und die
Linie Fm Hn, welche die Grenze auf der horizontalen Gebirgsohle BCDE darstellt,
ist der Fuß des Berges. Die aus der Kuppe A senkrecht zur Horizoutalebeue gezogene
Linie Aq ist die Höhe oder Axe des Berges. Wud der Fußpunkt b der senkrechten
Linie Kb durch eine Horizontale mit dem Punkte F verbunden, so entsteht das recht¬
winklige Dreieck FbK, dessen spitzer Winkel x den Böschungswinkel an der Stelle F
der Bergoberfläche andeutet. Dieses Dreieck heißt das Bö schungsdreieck.
§♦ 5. Von den Vertiefungen.
Wo es Erhebungen des Bodens gibt, sind natürlich auch Vertiefungen
da, sanfter und unmerklicher in den scheinbar flachen Gegenden, bedeutender
im wellenförmigen Hügellande, und am stärksten in den Gebirgen; doch
kommen auch in Flachgegenden oft scharfe Einschnitte des Bodens vor, und
an der Seite von Hochebenen senkt sich zuweilen das Land schnell zu tiefen
Thaluugen und niedrigen Ebenen herab. Die Vertiefungen in und an Ge-
birgen verdienen nähere Betrachtung. — Wo sich aus einem Bergrücken
oder Gebirgskamm mehrere Kuppen erheben, heißt die Vertiefung dazwischen
ein Sattel und, geht ein Weg hinüber, ein Paß. Von solchen Sätteln
hinunter laufen gewöhnlich Schluchten (Dellen), d.i. Einschnitte zwischen