Full text: Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Vorbegriffe und Planzeichnen. 
kann man nur mühsam hinauf reiten. Eine Böschung von 45° läßt sich 
nur mit den Händen erklettern und gehört schon zu den schroffen. 
Der Name Gebirg bedeutet eine Masse von Bergen und Bergrücken 
mit Vertiefungen dazwischen. Der Theil eines Gebirgs, von welchem sich 
nach verschiedener Richtung Bergreiheu oder Züge erstrecken, heißt der G e - 
birg sstock oder Knoten; gehen drei Züge von ihm aus, so unterscheiden 
ihn manche mit dem Worte Gebirgsg abel. Der höchste Rücken eines Ge- 
birgs wird zuweileu Kamm oder First genannt, auch wohl Grat, wenn 
er sehr selsig und scharfkantig erscheint. Aus dem Rücken erheben sich ge- 
wöhnlich Gipfel, Kuppen, Hörner u. f. w. 
Bergzüge, die nach verschiedenen Seiten im Gebirge auseinander ziehen, 
heißen Arme, Zweige oder Aeste des Gebirgs. 
Um die höheren Berge eines großen Gebirgs liegen niedere her, die 
Vorberge. Liegen vor diesen andere noch niedrigere, so nennt man diese 
die Vorberge und jene Mittelgebirg. Das Gebirg kann sich demnach 
entweder in kleineren Bergen, Hochthäleru und Hochflächen allmählich ab- 
stufen; oder, wenn es gleich zur unteren Tiefe des Landes sich senkt, ab- 
fallen. Man hat deshalb die Ausdrücke: Es stuft sich schnell oder lang- 
sam ab; es fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab. 
Zur deutlicheren Erklärung der einzelnen Bergtheile stellt Fig. 4 einen einfachen 
perspectivisch gezeichneten Berg vor. Es ist hier A der höchste Punkt oder der Scheitel. 
Die krummen Linien AOMKF und APNLH sind die Seiten oder Hänge, und die 
Linie Fm Hn, welche die Grenze auf der horizontalen Gebirgsohle BCDE darstellt, 
ist der Fuß des Berges. Die aus der Kuppe A senkrecht zur Horizoutalebeue gezogene 
Linie Aq ist die Höhe oder Axe des Berges. Wud der Fußpunkt b der senkrechten 
Linie Kb durch eine Horizontale mit dem Punkte F verbunden, so entsteht das recht¬ 
winklige Dreieck FbK, dessen spitzer Winkel x den Böschungswinkel an der Stelle F 
der Bergoberfläche andeutet. Dieses Dreieck heißt das Bö schungsdreieck. 
§♦ 5. Von den Vertiefungen. 
Wo es Erhebungen des Bodens gibt, sind natürlich auch Vertiefungen 
da, sanfter und unmerklicher in den scheinbar flachen Gegenden, bedeutender 
im wellenförmigen Hügellande, und am stärksten in den Gebirgen; doch 
kommen auch in Flachgegenden oft scharfe Einschnitte des Bodens vor, und 
an der Seite von Hochebenen senkt sich zuweilen das Land schnell zu tiefen 
Thaluugen und niedrigen Ebenen herab. Die Vertiefungen in und an Ge- 
birgen verdienen nähere Betrachtung. — Wo sich aus einem Bergrücken 
oder Gebirgskamm mehrere Kuppen erheben, heißt die Vertiefung dazwischen 
ein Sattel und, geht ein Weg hinüber, ein Paß. Von solchen Sätteln 
hinunter laufen gewöhnlich Schluchten (Dellen), d.i. Einschnitte zwischen
	        
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