Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

42 Sechste Periode. Yon 1648 — 1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740—1789. 
der sich durch Geschick und Fleiß seine Zufriedenheit erwarb. 
Friedrich erhielt (1732) seine militärischen Würden wieder. Um 
die Freiheit zu erlangen und einen neuen Zwist zu vermeiden, 
heiratete er (1733) die Braut, die ihm der Yater ausgesucht hatte, 
die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig- 
Bevern. Die Ehe blieb kinderlos. 
C) Das junge Paar wohnte (seit 1736) in dem Schlosse 
Rheinsberg (n. von Neu-Ruppin in der Nähe der mecklen¬ 
burgischen Grenze), das ihm der König geschenkt hatte. Diese 
Jahre waren die glücklichsten Friedrichs. Hier durfte er, um¬ 
geben von geistvollen Freunden, ganz seinen künstlerischen und 
wissenschaftlichen Neigungen leben, insbesondere der Musik — 
er war ein Meister auf der Flöte, sein Lehrer war Quanz ge¬ 
wesen, den er von Dresden mitgebracht hatte — sowie der Poesie 
und Philosophie; von hier aus trat er mit Yoltaire in Brief¬ 
wechsel (später hat dieser mehrere Jahre an seinem Hofe gelebt). 
Doch beschäftigte er sich auch mit ernsten politischen Studien. 
Aus der letzten Zeit seines Kronprinzentums stammt die Schrift 
„ L’Anti-Machiavel“. Ist diese Schrift auch keine Wider¬ 
legung des „Principe“ des Florentiner Staatsmannes Niccolö 
Macchiavelli und kann sie es nicht sein, da sie Macchiavellis 
Absichten verkennt (II § 99b Anm.), so ist sie doch ein gro߬ 
artiges Zeugnis für den Ernst, mit dem sich dieser junge Fürst 
auf seinen Beruf vorbereitete. 
Am 31. Mai 1740 bestieg Friedrich H. den Thron. Wenn 
die Rheinsberger Freunde in dem jungen König einen guten 
Kameraden zu finden geglaubt hatten und man allgemein der 
Meinung gewesen war, in Preußen breche jetzt ein Zeitalter des 
Yergnügens und künstlerischen Genusses an, so wurde man all¬ 
seitig enttäuscht: Friedrich trat allen als gebietender Herr entgegen 
und änderte nichts an den bewährten Yerwaltungsgrundsätzen 
und der sparsamen Wirtschaft seines Yaters. Daß aber die neue 
Regierung doch von einem neuen Geiste beseelt war, bewies eine 
Reihe von reformatorischen Maßregeln. Am bedeutsamsten war 
die Abschaffung der Folter und die Yerfügung: „Die Religionen 
Müssen alle Tolleriret werden; hier mus ein jeder nach Seiner 
Faßon Selich werden.“ fit vw\vr\4'v* w*tA>/V
	        
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