Asien —
Türkei.
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Kaiser Friedrich Rothbart hatte nicht gleiches Glück; im Kalicadnus oder Selefkeh bei
Seleucia fand der 70jährige Greis, der bis dahin siegreich Kleinasien durchzogen und
somit das Aergste auf dem Zuge gegen Saladin bereits überstanden hatte, seinen Tod
1190. Tarsus ist Geburtsort des Apostels Paulus. Aus Cilicien führt am Golf von
Skanderuu ein Küstenpaß, Amanusthor, nach der schmalen Küstenebene vonJssus;
Alexander überwand dort, zwischen dem Amannsthor und der syrischen Pforte,
den Darms 333 und erzwang den Durchmarsch. — In Kappadocien, nordwärts
vom vorigen, merken wir Tyana, als Vaterstadt des seltsam abenteuerlichen Philo-
sophen Apollouius (im 1. Jahrhundert n. Chr.), den unser Wieland im Agathodämon
vertheidigt; uud in Poutus am schwarzen Meer die altberühmte Tempelstadt Kabira
(Neoca es area), Lieblingsaufenthalt Mithridats, der aber dort vom Römer Lukull
geschlagen ward.
Am merkwürdigsten waren die griechischen Küsten- und Jnselstädte. Hnn-
dert Jahre nachTrojas Fall begannen griechische Auswanderungen übers ägeische Meer
nach den Inseln uud Küsteu Kleiuasiens. Zuerst legten die Aeolier Smyrna an der
Küste uud Mytilene auf der InselLesbos an; hierauf die Jouier Phocäa (Mutter-
stadt Maffilias oder Marseilles), Mit et, Ephesus u. a., nebst Samos uud Chi os
auf gleichnamigen Inseln. Zuletzt gründeten die Dorier Halikarnaß und Knidos,
nebst Orten auf den Inseln Rhodns uud Kos. In einigen dieser schön gelegenen
Pflanzstädte entwickelte sich der hellenische Geist noch früher als daheim in Hellas.
Homer, dessen Geburtsort wir nicht kennen, schuf hier seine Erzählungen, Alkäus und
und die Dichterin Sappho, beide auf Lesbos, ihre Oden, und Anakreou aus Teos seine
lieblichen Tändeleien; Thales von Milet berechnete den Mondeslauf, und Herodot aus
Halikarnaß entwarf das erste große historische Werk. In Ephesus erhob sich mit 127
zwanzig Meter hohen Sänlen der schöne Tempel der Diana; Knidos rühmte sich der
schönsten von Praxiteles verfertigten Bildsäule Aphrodites, und das reiche bevölkerte
Milet sandte Colonisten aus, die an den Küsten der Propontis und des Pontus Enxi-
nus neue Städte gründeten, z. B. Sinope, wo Diogenes geboren ward, und Tra-
p ezunt. — In Rhodus, erst 480 vor Chr. gebaut, blühte zuletzt, als Athens Ruhm
schon gesunken war, Kunst und Rhetorik.
Gegenwärtig ist Kl ei na sie n in 7 Ejalets getheilt und hat etwa 10 Mill. Be-
wohner. Die größten Orte sind: Skutari am Bosporus mit 35000 Einw., eine
Vorstadt von Konstantinopel. Brnssa oder Prusia mit 80000 Eiuw. am Berge
Olhmp, im Jahr 1855 von einem furchtbaren Erdbeben fast ganz zerstört; bis 1458
Hauptstadt des Osmanenreiches. Smyrna (Jsmir) noch jetzt als wichtigster Handels-
platz der Levante die bevölkertste unter den kleinasiatischen Städten, mit 150000 Einw.,
darunter 60000 Griechen und 25000 Franken, wie der Mnselmann alle Westeuropäer
seit Karl des Großen Zeit nennt. Tschesme, ein Hafen der Insel Chios gegen-
über, wo 1770 die Türkenflotte von den Russen verbraunt wurde. Weiter im Innern
Kjutahia und Karahissar, jede mit etwa 30000, Augora (Engürich) mit
50000 und Kouia (Jkonium) mit 60000 E.; Kaisarie (Cäsarea) am Fuße des
Argäns 40000 E. — Sin ob (Sinope) hat nur noch einige Tausend Einw., da-
gegen ist die Bevölkerung von Tarabison (Trapeznut), der ersteu Handelsstadt
am schwarzen Meere, seit der Dampffahrt auf diesem großen Golfe und seit der größeren