XIV. Allgemeiner Krieg; Siege -es Ka¬
tholicismus 1617—1623.
(Leopold Ranke-)
Europa ist in zwei Welten geschieden, die sich auf jedem Punkt
umfassen,-beschränken, auSstoßen, bekämpfen.
Vergleichen wir sie im Allgemeinen, so stellt die katholische
Seite zunächst eine bei weitem größere Einheit dar. Zwar wissen
wir wohl, daß es ihr nickt an innern Feindseligkeiten fehlt, aber
diese sind doch fürs Erste beschwichtigt. Bor allem, zwischen Frank¬
reich und Spanien besteht ein gutes und sogar vertrauliches Verneh¬
men: daun will es nicht viel sagen, daß sich der alte Widerwille
von Venedig oder Savoyen regt: selbst so gefährliche Attentate wie
jene Verschwörung gegen Venedig gehen ohne Erschütterung vorüber.
Papst Paul V. zeigte sich, nachdem ihm seine ersten Erfahrungen
eine so nachdrückliche Lehre ertheilt, ruhig und gemäßigt, er verstand
es den Frieden zwischen den katholischen Mächten aufrecht zu erhal¬
ten, und daun und wann gab er ein Moment der gemeinschaftlichen
Politik an. Die Protestanten dagegen hatten nicht allein überhaupt
keinen Mittelpunkt: seit dem Tode der englischen Elisabeth und der
Thronbesteigung Jakob I., der von Anfang au eine etwas zweideu¬
tige Politik beobachtete, nicht einmal eine vorwaltende Macht. Lu¬
theraner und Neformirte standen einander mit einem Widerwillen ge¬
genüber, der nothwendig zu entgegengesetzten politischen Maßregeln
führte. Aber auch die Reformirten selbst waren unter einander ent¬
zweit: Episeopalen und Puritaner, Arminiauer und Gomaristen be¬
kämpften sich mit wildem Haß: in der Assemblee der Huguenotten