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schwärzten Toilette, die sie selten, manche den ganzen Sommer nicht, 
vertauschen, and die nachher aller Bleiche Trotz bietet. Manchen 
bringen freilich dann und wann des Sonnabends ihre Frauen oder 
Mütter frische Wäsche, und damit geputzt kommen sie anch dann 
wohl einmal am Sonntag ins Dorf herunter. Doch ist dies selten, 
und da die Meiler sonntags wie alltags fortschwelen, so können anch 
meistens die Knechte nie entbehrt werden. An ihren wolleuen Socken 
gewahrt man es gleichfalls, daß Seife in einer Köhlerhütte ein rarer 
Artikel ist. Auch diese behalten sie meistens Tag und Nacht an, 
und wenn sie sie einmal ausziehen und beiseite stellen, so bleiben 
solche wolleue Köhlersocken wie lederne Jagdstiefel meistens steif im 
Winkel stehen. 
Der Köhler lebt gleich dem Schornsteinfeger im Ruße tute in 
seinem Elemente, und sein schwarzes Angesicht betrachtet er als ein 
ihn ehrendes Zeichen seines Geschäfts und seines Fleißes. Im Hai 
waschen sie sich dem Herkommen gemäß nie. Zuweilen thut es der 
Regen. Doch zeichnet er lauge Tropfrinneu auf ihre Wmigeu. 
Auch wenn sie vor ihren Obern erscheinen, haben die Köhler es dein 
Herkommen nach nicht nötig, sich viel zu putzen, wie dies von den 
Berg- und Hüttenleuten erwartet wird. 
Int Herbste, um Martini oder acht Tage nach Martini, wenn 
die Schneegestöber durch den Harz zn ziehen anfangen, hört das 
Kohlenbrennen auf, aber nicht die Arbeit des Köhlermeisters. Bald 
nachher beginnen schon wieder die Geschäfte für den Feldzug des 
folgeudeu Frühlings. 
Die ihnen nötigen Pferde kaufen die Köhlermeister von den 
Pferdehändlern der am Rande des Harzes liegenden Marktplätze zn 
billigen Preisen. Es sind meistens alte, schon etwas abgenutzte 
Gäule. Viele vou dieseu armen Tieren zerbrechen in den Klippen 
des Gebirges ihre steisen Gliedmaßen und gehen zu Gruude. 
Kommen sie über die Gefahren glücklich hinweg, so wird in der 
Berglust und auf den frischen Waldwiesen manches kranke Geschöpf 
wieder gesuud uud jung und ist dann im Herbste doppelt so viel 
wert als im Frühjahre. 
Bei großen Naturereignissen, z. B. bei einem Gewitter, haben 
die Köhler noch manche alte fromme Gewohnheit bewahrt. Bei 
Donner und Blitzen, so oft sie auch kommen, lüftet tu einer Köhler¬ 
hütte jeder Auwefende still und ganz mechanisch seine Mütze, als 
wollte er sich bedanken, daß die Entladung ihn verschont habe. 
Zuweilen, wenn sie recht alt dabei werden, gewinnen die 
Köhler für ihr eigentümliches Leben und Treiben, wie die Senn- 
Hirten der Alpeu, eine stille und so tief wurzelnde Vorliebe, daß sie 
felbst, nachdem sie untauglich dazu wurden, kaum aus dem Kohlhai 
wegzubringen sind. Es ist vorgekommen, daß ein Köhlermeister, 
wenn er wegen seiner Gebrechlichkeit diesem schwierigen Amte nicht
	        
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