II. Die deutschen Mittelgebirge. 39
berger Tand geht durch alle Land"). Nürnberger Spielwaren und Lebkuchen, dann die
Faberschen Bleistifte haben Weltruf. Herrliche Bauwerke (die Lorenzer- und Sebaldus-
kirche, die altertümlichen Tore u. a.) und zahlreiche kunstgewerbliche Schöpfungen,
so das Germanische Museum, zeugen von dem Kunstsinn und Kunstfleiß der Bevöl-
kerung. Deutschlands größter Maler, Albrecht Dürer, und sein größter Meistersinger,
Hans Sachs, sind hier geboren. Wichtig sind ferner die Spiegelfabriken Fürths, die
Nadelfabriken Schwabachs, die Lithographieschiefer von S olnhofen. Mittelfrankens
Kreishauptstadt ist Ansbach, seine Universitätsstadt Erlangen, seine Bischofsstadt
Eichstätt.
Das Maingebiet in geschichtlicher Beziehung. Den Main entlang bestanden
Jahrhunderte hindurch große geistliche Herrschaften, die Bistümer Bamberg und
Würzburg; Bamberg hochverdient durch die Christianisierung slavischer Völkerschaften
im O., Würzburg berühmt durch die Pflege der Wissenschaften und mildtätige Stif-
tungen. — Mit seinen zum Burgenbau einladenden Felsenhöhen fand in dem Verkehrs-
reichen Frankenlande das Rittertum einen nur zu günstigen Boden, und dessen
gewalttätiges Regiment beförderte hauptsächlich die Erhebung der Bauern i. I. 1525.
Neben der hohen Geistlichkeit und dem Adel tat sich auch das Bürgertum in den
Reichsstädten Frankens hervor, allen voran das Nürnberg des sechzehnten Jahr-
Hunderts, wo Bischer, Dürer, Kraft und Hans Sachs den Ruhm Nürnbergs durch ganz
Deutschland trugen. y
In den Zeiten schwacher Kaiserherrschaft hatten auch die Frankenlande alle Leiden
der politischen Verelendung Deutschlands zu tragen. Die Mainstraße entlang zogen
im 30jährigen Kriege die Heere Gustav Adolfs und zu Anfang des vorigen Jahr-
Hunderts die Truppen Napoleons. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
galt die „Mainlinie", freilich sehr mit Unrecht, als eine natürliche Scheidewand zwischen
Nord- und Süddeutschland. Das Mainland ist indes weit mehr eine „Brücke" zur
Verbindung von Nord und Süd, ja sein blühendes Verkehrsleben verdankt es eben
diesem glücklichen Umstände.
Und welch glanzvolle Namen fränkischen Ursprungs leuchten am Himmel der
deutschen Geisteswelt! Franken ist die Heimat des gedankenreichsten Vertreters mittel-
alterlicher Poesie, Wolframs von Eschenbach, und im Mainland ist auch der
genialste und allseitigste Dichter der Neuzeit, Johann Wolfgang Goethe, geboren.
6) Das 5tufenland der Mosel: Lothringen.
Umgrenzung. Die Lothringische Hochfläche umfaßt das Land zwischen
dem Wasgenwald und der Haardt im Osten, den Sichelbergen und dem Plateau
von Langres im Süden, dem Argonnenwald im Westen und den Ardennen und
dem Huusrück im Norden. Der südliche, mehr gebirgige Teil gehört zu Frankreich.
Natur. Deutsch-Lothringen bildet ein welliges Tafelland. Das Moseltal
entspricht dem Neckartal. Es liegt annähernd gleich hoch (Metz 170 m, Heil¬
bronn 150 m) und hat Getreide-, Wein- und Obstbau. Auf dem Plateau waltet
Ackerbau, vorzüglich Weizenbau, um Metz besonders Pferdezucht vor. Die Iura-
berge auf der linken Moselseite enthalten Eisenerzlager. Das Stufenland der
Mosel ist das Seitenstück zur Schwäbisch-Fränkischen Platte.
Bevölkerung. Die Bevölkerung Lothringens ist vorwiegend deutsch und
zwar fränkischer Abstammung, doch sitzen nahe der französischen Grenze etwa
170000 Franzosen, in Elsaß-Lothringen zusammen also etwa 200000. Die
Sprachgrenze zieht von der Quelle der Saar nach Dudenhofen.