III. Das Norddeutsche Tiefland. 51
ist die stärkste in Europa. Daher drängt sich hier eine dichte, meist slavische Be-
völkerung zusammen (200 Einw. aus lqkm). Der Mittelpunkt dieses Bergbau-
und Hüttendistrikts ist Königshütte; Beuthen, Gleiwitz und Kattowitz
sind Industriestädte.
Das Oberschlesische Kohlenrevier gehört zu den
industriereichsten Gebieten in Deutschland.
Thüringer, Sachsen und Schlesien Thüringer, Sachsen und Schlesier sind
Norddeutsche, aber sie sind anderen Schlages als die Niedersachsen. Ihre Geselligkeit,
Lebhaftigkeit und Redseligkeit, ihr gemütvolles Wesen, ihre Liebe zu „Blumen und
Liedern" deuten aus fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer östlich der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und
Schlesien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes
betrachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsisch-thüringischen Länder als der Sitz aus-
gezeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf, und groß
ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Lande entsprossen sind, so
die Meister der Erzählkunst, Gustav Freytag und Otto Ludwig, die genialen
Darsteller des Tier- und Pslanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer
volkstümlicher geistlicher Lieder, Paul Gerhardt; ferner Rudolf Baumbach,
dessen Liederdichtungen das schalkhafte Wesen seines Volksstammes und den anmutigen
Charakter seines Heimatlandes so trefflich widerspiegeln, und Ludwig Richter,
dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten deutschen Familienglücks darzustellen
verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mitteldeutschlands gehören die großen Ton-
künstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Robert Schumann
und Richard Wagner an. Hier hat auch die Wiege Luthers, Lessings,
Leibnizens und Fi cht es gestanden.
III. Das Norddeutsche Tiesland.
Überschau.
Lage, Umgrenzung, Gestalt, Ausdehnung. Das Norddeutsche Ties-
laud nimmt den Raum zwischen den Gebirgen Mitteldeutschlands und der Nord-
und Ostsee ein; es schließt sich im Osten an das russische Tiefland an und hat
seine Fortsetzung im Westen im holländisch-belgischen Tiefland. Es bildet den
mittleren Teil des großen europäischen Tieflandes, das in wachsender Breite
von den Pyrenäen bis zum Ural hinzieht.
Seine Gestalt gleicht einem Dreieck, dessen Scheitelspitze nach der äußersten
Westgrenze Belgiens weist. Die Ebene nimmt demnach gegen O. an Breite
gewaltig zu und umsaßt beinahe die Hälfte des deutschen Reichsgebietes.
In einer so ausgedehnten Niederung vereinigen sich die
Bedingungen zur Ausbildung großer Stromsysteme, zur
ungehemmten Entfaltung des Verkehrs, eines mannig-
fachen Bodenbaues und eines machtvollen staatlichen
Gemeinwesens.
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