Contents: Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

Bilder aus der brandenbnrgisch-preußischen Geschichte. 59 
sam. Am 25.Januar 1877 legte er die Abgangsprüfung ab. Er erhielt eine der drei 
Denkmünzen, die an die drei fleißigsten Schüler des Gymnasiums verliehen wurden. 
Sofort nach der Prüfung nahm Prinz Wilhelm von seinen Lehrern und 
Freunden in Kassel Abschied und eilte nach Berlin. Für ihn gab es aber keine 
Ferien. Er trat in das Heer ein. In dem Schlosse zu Potsdam nahm er 
seinen Wohnsitz und verrichtete seinen Dienst wie jeder andere Ofsizier. Früh 
stand er auf und war immer einer der ersten auf dem Platze. 
Eines Tages kurz vor Weihnachten standen vor einem Schaufenster in Potsdam 
zwei kleine Knaben. Der eine war sechs, der andere acht Jahre alt. Sie bewunderten 
die im Schaufenster ausgestellten schönen Sachen. Da kam der damalige Prinz Wilhelm 
vorbei, sah die Knaben und fragte: „Nun, was gefällt euch denu am besten?" Schnell 
antwortete der kleinere Knabe: „Das Schiff dort!" und zeigte auf ein kleines Schiff im 
Schaufenster. Der Prinz sagte: „Da könnt ihr es euch ja zu Weihnachten wünschen!" 
„Unser Vater ist nicht so reich, daß er uns so was Schönes kaufen könnte," erwiderte 
der Knabe. Der Prinz trstt in den Laden, kaufte das Schiff und übergab es den noch 
draußen stehenden Knaben. Diese eilten mit dem unerwarteten Geschenke nach Hause 
und erfuhren erst später, wer der freundliche Geber gewesen war. 
3) Das Familienleben des Prinzen Wilhelm. Im Februar des 
Jahres 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Auguste 
Viktoria vou Schleswig-Holstein. Sie ist am 22. Oktober 1858 geboren. 
Gott schenkte dem hohen Paare sechs Söhne und eine Tochter. Die Namen 
der Söhne sind: 1. Friedrich Wilhelm, 2. Eitel Friedrich, 3. Adalbert, 
4. August Wilhelm, 5. Oskar, 6. Joachim. Der älteste, unser Kronprinz 
Friedrich Wilhelm, ist am 6. Mai 1882 geboren. DieTochter heißtViktoria 
Luise. Wie damals als Prinz, so hält sich Wilhelm II. auch als Kaiser bet 
seinen Kindern gern auf. An seiner Gemahlin hat er eine treue Gehilfin bei 
der Arbeit für das Wohl des Landes. Die Kaiserin ist eine treue Pflegerin 
der Kranken uud eine fürsorgliche Mutter der Armen. 
Unsere Kaiserin. 
Unsere Kaiserin Auguste Viktoria ist am 22. Oktober 1858 aus dem Gute 
Dolzig bei Sommerfeld im Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder geboren. Ihr 
Vater Friedrich war Herzog von Schleswig-Holstein, ihre Mutter hieß Adelheid. Später 
verlegte ihr Vater seinen Wohnsitz nach dem Schlosse Primkenau bei Sprottan in 
Meder-Schlesien. Dort wurde die Prinzessin eingesegnet. Nach dem Geistlichen segnete 
sie auch ihr Vater mit dem Spruche seines Hauses ein: 
„Ohne des Herrn Gunst 
ist all unser Thun umsonst." 
Im Jahre 1879 wurde der Prinz Wilhelm zu einer Jagd nach Primkenau einge¬ 
laden. Dort.lernte er die Prinzessin kennen und verlobte sich mit ihr. Im Jahre 1881 
wurde die feierliche Vermählung in Berlin gefeiert. 
Von der Herzensgüte der Prinzessin Auguste Viktoria legt folgende Erzählung 
Zeugnis ab: In Potsdam wohnte eine arme Waschfrau. Diese wurde schwer krank. 
In ihrer Not bat sie die damalige Frau Prinzessin Wilhelm um Hilfe; denn sie hatte 
von ihrer Gnade viel sprechen und erzählen hören. Wenige Tage später suchten eine 
Dame und ein Herr das Haus der Kranken ans und begaben sich zu ihr. Die Wasch- 
srau lag in ihrem armseligen Bette, mit dem Gesicht der Wand zugewendet. Deshalb 
bemerkte sie die Eintretenden nicht. Da trat der Herr nahe zu ihr und sagte: „Wenden 
Sie sich um! Die Fran Prinzessin Wilhelm ist hier; sie will sich erkundigen, wie es
	        
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