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sich nach den nördlichen Provinzen zu begeben, wo er noch viele Anhän¬
ger hatte. Er that es und fand in York die günstigste Aufnahme. Viele
sammelten sich um ihn und boten ihm ihre Dienste an. Sein niederge¬
schlagener Muth wurde wieder belebt. Er erklärte das Parlament und
alle Anhänger desselben für Verräther und rüstete sich, um sie mit
dem Schwerte zum Gehorsam zurückzuführen. Unterdessen hatte auch
das Parlament ein Heer gerüstet, und so kam es zu einem traurigen
Bürgerkriege, in welchem drei Jahre lang die Sache des Königs siegte,
bis die Schlacht bei Naseby im Jahre 1645 sie völlig zu Boden stürzte.
In dieser hoffnungslosen Lage faßte der unglückliche König den Ent¬
schluß, sich in die Arme der Schotten zu werfen, denen er zutraute, daß
sie noch einige Liebe zu dem Sprossen des alten Stammes ihrer Könige
haben würden. Vergebens! Da er auf ihre Forderung, alle Artikel
des Covenants zu beschwören, nicht eingehen konnte, so lieferten sie ihren
Erbfürsten gegen Zahlung rückständiger Hülfsgelder an seinen Todfeind,
an das englische Parlament, aus. Er ward in ein festes Schloß gebracht,
und seine wenigen Anhänger leicht unterworfen. Obgleich der vieljährige
Bürgerkrieg nunmehr ein Ende hatte, so ging das Parlamentsheer
doch nicht auseinander; ja es vergalt bald dem Parlamente selbst im
reichen Maße, was dieses an dem Könige verschuldet hatte.
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Oliver Crom well. — Einer der ersten Anführer des Parla
mentsheeres war Oliver Cromwell, ein glücklicher Abenteurer, der
bald die Augen von ganz Europa auf sich zog. Er stammte aus einer
adeligen Familie des Fleckens Huntington. Merkwürdige Schicksale
schwebten schon über seiner ersten Jugend. Als er noch Kind war, hatte
ihn ein großer Affe aus der Wiege genommen und war mit ihm, zum
Schrecken der Familie, hoch auf das Dach gestiegen. Späterhin wurde
der kleine Waghals von einem Pfarrer aus dem Wasser gezogen. Er
besaß außerordentliche Anlagen, nur sein wilder, unruhiger Sinn, der
sich an keine äußere Ordnung binden konnte, hinderte ihre Entwickelung.
Allmälig aber ging bei ihm eine große Sinnesänderung vor. Die da¬
mals herrschenden Religionsneuerungen regten mächtig sein ohnehin
feuriges Gemüth auf. Von nun an entsagte er den Fehlern und Thor-
tz riten seiner Jugend. Er las fleißig theologische und militärische
Schriften, von dem dunkeln Vorgefühle einer großen Bestimmung ge¬
leitet. In seinen religiösen Ansichten schloß er sich an die damals herr¬
schende Sekte der Puritaner, aus welcher später eine neue, die der In ^
Welter's Weltgesch. m. 24. Aufl. q