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§88. Die Balkan-Halbinsel.
heitssinn und Gastfreundschaft ist ihm nicht abzusprechen. Nachdem die
Börsen mit den Sarden gleiches Schicksal gehabt, kamen sie unter das
nicht leichte Joch der Republik Genua. Im 18. Jahrhundert kam es
zu blutigen Aufständen auf der Insel; nach langen Wirren nahmen die
Franzosen von der Insel Besitz (1768); sie bildet jetzt ein Departement
von Frankreich, 9000 qkm mit 250 000 Einw. (nur 33 aus 1 qkm).
Die größte Stadt Baftia (20 000 E.) liegt auf der Oftküste; die
schönere Hauptstadt Ajäccio (ajctischo), an der Westküste, neuerdings
als Kurort wichtig. Hier ward 1768 (nicht 1769) Napoleon Bonaparte
geboren.
§88.
Die Balkan-Halbinsel.
Die dritte der südlichen Halbinseln von Europa, beinahe
V2 Mill. qkm umfassend, legt sich südlich der Save-Donau (450 n. Br.)
mit breiter Grundlinie an den Stamm von Europa zwischen dem Adria¬
tischen und dem Schwarzen Meere an. Nach S. zu schmaler werdend,
streckt sie ein langgezogenes Vorland nach Asien hinüber, so daß nur die
schmale Straße von Konstantinopel die beiden Erdteile voneinander scheidet.
Von hier aus bildet das Marmara- und das Ägäische Meer die Südgrenze
der Halbinsel bis zu dem Meerbusen von Saloniki hin. Nur das westliche
Drittel setzt sich von hier aus weiter nach S. fort, in der Gestalt eines
Rhombus mit vielfach eingeschnittenen Rändern das Ägäische Meer von
dem Ionischen trennend. Durch die schmale Landenge von Korinth fügt
sich ihm die Halbinsel des Peloponnes an, welche dreizipflig nach S.
ausläuft.
Das Innere der Balkan-Halbinsel bilden ausgedehnte -Hochflächen von
verschiedener Erhebung. Infolge gewaltiger Verschiebungen, welche diese
bis in die jüngsten Erdperioden erfahren haben, sind einerseits einzelne
Teile zu Massengebirgen aufgetürmt worden, wie der Rilodagh
(2700 m), anderseits Becken in den Hochflächen entstanden, welche so lange
von Seen erfüllt waren, bis die Flüsse ihnen einen Abfluß gegraben hatten.
An der Westseite ist den inneren Hochflächen ein faltenreiches Kalk¬
gebirge 100—150 km Breite vorgelagert, welches in Gestalt zerrissener
Hochflächen zu den westlichen Meeren abfällt. Die nördliche Hälfte des¬
selben fuhrt den Namen DinarischeAlpen,die südliche (in Griechen¬
land) Pindus. Im N. schließt es sich unmittelbar an die Julischen
Alpen an, im S. endigt es mit dem Kap Matapan. Seine höchste
Erhebung erreicht es im Durmitor (2500 m) in Montenegro.