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§88. Die Balkan-Halbinsel.
Chalkidike sich im W. abtrennt, in einer reizenden Seelandschaft, lag Thes -
salonik e, an dessen Gemeinde Paulus schrieb. Die Stadt ist noch jetzt
als Saloniki vorhanden und die Hauptstadt der namentlich durch Acker¬
bau (Tabak, Baumwolle) reichen Provinz mit bedeutendem Handel, 105 OOO-
Einw. Der Busen zwischen dem Festlande und der Halbinsel von Make¬
donien ist jetzt nach ihr benannt, und eine wichtige Eisenbahn führt von ihr
aus seit kurzem im Tale des W a r d a r quer durch die Halbinsel nach dem
Donautale hinüber. - Auf dem Athos 21 griechische Klöster (ehedem die
einzigen Kirchen, welche im Türkenreiche Glocken haben durften), zu denen
weither gewallfahrt wird. Hauptsitz der griechischen Gelehrsamkeit (viele
Bücher und Manuskripte) und Bildungsanstalt für griechische Priester.
b) Auf der Westseite der Halbinsel liegt die Provinz Albanien, das
Gebiet der alten Länder Jllyrien und E p i r u s. Die Albanesen
(Nachkommen der alten Illyrier) sind ein kräftiger kriegerischer Menschen¬
schlag; nichts übertrifft ihre grausame Wildheit gegen Feinde; einige
Stämme sind mohammedanisch, andere römisch-katholisch. Die Hauptstadt
des nördlichen Albaniens ist Skutaridie des südlichen I a n i u a ant
gleichnamigen, äußerst schön gelegenen See auf einer Hochebene. Gar nicht
weit von Janina lag im Altertum in einem Eichenhaine das berühmte Orakel
Dodöna. An der Küste, noch eine gute Strecke nördlich von dem
am westlichsten (nach Italiens Hacken) vorspringenden Kap Linguetta,
liegt Dur azzo [burdbbso], als Dyrrhachion und Epidamnos
in der alten Geschichte bekannt. — Der SO. des alten Epeiros gehört bis
zu einer vom Golf von A r t a n. zum Pinbus ziehenben Grenzlinie jetzt zum
Königreich Griechenland
c) Im nörblichen Ägäifchen Meere, zwischen ber Chalkibike unb Klein¬
asien, seitwärts ber thrakischen Küste, merken wir noch bie Inseln: Thasos,
ehebem burch seine Golbbergwerke berühmt, steht jetzt unter ägyptischer Ver¬
waltung — ® amothraf e, im Altertum ber Sitz eines berühmten Ge-
heimgottesbienstes — am wichtigsten bas alte, bem Hephästos heilige L e m -
n o s , auf bas er, aus dem Himmel geschleudert, herabfiel. Berühmt ist die
lemnische Ziegelerde (eine Art Bolus).
2) Das Königreich Griechenland.
Die Geschichte der Griechen ist oben bis 1453 fortgeführt. Die heutigen
Griechen, die sogenannten Neugriechen, find nicht durchweg unver-
mifchte Nachkommen der alten Hellenen, vielmehr in manchen Gegenden er¬
heblich besonders mit Albanesen, von benen auch zahlreiche Worte m bte neu¬
griechische Sprache eingedrungen sind, versetzt. Doch geht das allgemeine
Bestreben dahin, die Sprache — auch die Ortsnamen — zur Nemher e
Altgriechischen zurückzuführen. Mehr als die Mischung mit fremdem Blut
mutzte die lange Periode schmachvollen Druckes während der Türkenzett nach¬
teilig auf die Gesinnung des Volkes wirken. Dennoch haben mtt etnem
Heldenmute, der althellenischer Tapferkeit würdig ist, sich bte^Neugnechen
seit 1821 ihre Freiheit von ben Türken zu erkämpfen gewußt. ~-urch scheu߬
liche Grausamkeit suchten die letzteren sie einzuschüchtern; am Osterfeste jenes
Jahres wurde der griechische Patriarch zu Konstantinopel an ber Tur seiner
Hauptkirche aufgehängt, eine Unzahl Griechen geköpft, gefpreßt usw. - Dre