§ 92. Die Skandinavische Halbinsel.
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IV. Uordcuropa.
§ 92.
Die Skandinavische Halbinsel.
Diese 770 000 qkm große Halbinsel, im O. Schweden (VT),
im W. Norwegen (3/7) genannt, lagert sich von SW. nach NO. vor
die Ostsee, welche dadurch zum Binnenmeer gemacht wird. Mehr und
mehr zieht sich aber das Meer von der schwedischen Küste zurück. So
liefen 1620 in den Hafen von Torneä (törneo) die größten Seeschiffe
ein; jetzt bleiben die kleinsten Fahrzeuge sitzen. Einzelne Fischerdörfer
haben in einem Zeitraume von 60 Jahren dreimal dem weichenden
Meeresufer nachrücken müssen. Dies Zurückweichen ist so bedeutend, daß,
wie fortgesetzte Messungen lehren, der Niveau-Unterschied in einem Jahr¬
hundert iy3 m beträgt. Wahrscheinlich muß man als Ursache dafür eine
säkulare Hebung des Landes annehmen. Die Südspitze der Halbinsel zeigt
dagegen ein Vordringen des Meeres: sie befindet sich sicher in säkularer
Senkung. Mit ihr bleibt die Skandinavische Halbinsel nur einen Breiten¬
grad von Deutschland entfernt, im N. rührt sie an das Eismeer; 1850 km
beträgt ihre Länge; ihre größte Breite aber nur 500 km.
Wenn diese größte aller europäischen Halbinseln von noch nicht ganz
8 Millionen Menschen bewohnt wird, so ist der Grund weniger in der
nördlichen Lage als darin zu suchen, daß die Natur hier so vorherrschend
in wilder und rauher Gestalt auftritt, daß der Raum für die Menschen
sehr beschränkt wird. Schroffe Gebirge, Seen und Sümpfe nehmen den
größten Teil der Halbinsel ein; etwa 9/10 des Bodens sind .für den
Ackerbau unbrauchbar. Die Halbinsel erhält ihre Bodengestaltung, wie
die italische, durch eine Meridian-Gebirgsmasse, die keinen Gesamtnamen
führt, welche man jedoch oft als Skandinavische Alpen bezeichnet;
diese aus den ältesten Gesteinarten, wie Urgneis u. a., ausgebaut, sind kein
Kammgebirge, sondern bestehen zum größten Teil aus wellenförmigen
Hochflächen (Fjelde), die im südlichen Norwegen oft bis zu 100km
breit sind und ansehnliche Seen tragen. Sie haben 600 bis 1200 m Höhe,
und auf diesen Untergestellen erheben sich dann inselartig die höchsten
Bergspitzen oder Tinde. Die Höhe der Fjelde und Berge nimmt von
N. nach S. zu. Man zerlegt das Gebirge in eine nördliche Hauptmasse,
bie bei geringer Breite einem Kettengebirge einigermaßen ähnelt, und in
eine sübliche mehr verzweigte, bie in einzelne Gebirgsgmppen aus-
einanbergeht. Der nörbliche Teil besteht aus betn norbbront-
he im scheu Gebirge mit betn ©ulitelma (1900 m) unb bem