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§ 94. Das östliche Flachland (Rußland).
V. Osteuropa.
§ 94.
Das östliche Flachland (Rußland).
Das Flachland von Osteuropa ist von Asien durch den Ural ge¬
schieden, der nach §38 Ans. zu wiederholen ist. Im Stamme Europas
scheiden es die Karpaten und deren galizische Vorstuse von dem Donau-
Tieflande. Wiederhole nach § 89 Ans. das Nötige! Nur im
äußersten S. geht das östliche Flachland in das letzte (walachische) Becken
der Donau ununterscheidbar über. Gegen das deutsche Tiefland
fehlt eine Naturgrenze; die politische bildet die Ostgrenze des Deutschen
Reichs im Oder- und Weichselgebiet.
Das osteuropäische Flachland sinkt nirgends unter die Tieflands¬
grenze (200 m), erhebt sich aber auch nur an wenigen Stellen bis zu
300 m über dem Meere; so gleichmäßig ist es abgewetzt. Es ist trocken
gelegter Meeresboden; allmählich, durch alle Zeiträume der uns über¬
sehbaren Erdgeschichte hindurch, wich das Meer zurück, in mächtigen
Gürtelstreifen das Land freigebend, dessen Boden aus Schichtgesteinen
aller Formationen zusammengesetzt ist und den Erzreichtum mit dem
Schatz ausgedehnter Steinkohlenfelder vereinigt wie kein anderer Teil
Europas. Die Steppe an der untern Wolga, die man wegen des starken
Salzgehaltes ihres Bodens die Salzsteppe nennt, läßt auf Meeresbe¬
deckung dieses südöstlichen Teiles der großen Tiefebene in noch quartärer
Zeit (§ 25, 1) schließen; denn das von dieser Steppe zurückgewichene
Meer ist kein anderes als das noch jetzt beständig (durch Verdunstung)
sich einengende Kaspische Meer. Große Einförmigkeit charakterisiert die
Oberflächenbildung. Nur im NW. erhebt sich die Waldai -Hoch-
fläche wenig über 300 km von der Ostseeküste als höchster Teil der
Wasserscheide zwischen Ostsee und Kaspischem Meer; und auch hier er¬
reichen die höchsten Punkte wenig über 300 m. Ganz unbedeutend höher
erhebt sich (dicht am 53. Parallelkreis) das Steilufer der Wolga,
d.h. das rechte, sogenannte Bergufer, während das linke oder Wiesen¬
ufer dieses Stromes eine kaum durch eine Hügelreihe unterbrochene Tief¬
ebene darstellt, welche bereits vom letzten Wolgaknie ab unter die Höhe
des Meeresspiegels sinkt.
Um so gewaltiger vermochten sich in dieser größten Tiefebene
Europas die Ströme zu entwickeln, die somit für den Austausch der
Produkte der weit voneinander abgelegenen Teile des Ganzen immer sehr