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§ 109. Die sächsisch-thüringische Staatengruppe.
die vom Grafen Nikolaus von Zrnzendorf neu belebte Brüder-
gemeine (ein Zweig der lutherischen Kirche) den Namen der Herrn¬
huter führt. Nordwestlich von Bautzen Kamenz, Lesfings Geburtsstadt.
2) Großherzogtum Sachsen-Weimar. Die ernestinischen
Fürsten teilten sich nach dem Schlage von 1547 in mehrere Linien; doch
vergrößerte sie ihr Gebiet bedeutend durch einen großen Anteil an der
Grafschaft Henneberg (fränkischer Kreis), mit deren erloschenem
Grafengeschlechte das Haus Sachsen im Erbvertrag gestanden hatte. Die
eine Hauptlinie, Weimar, erhielt 1815 die großherzogliche Würde
und bedeutende Vergrößerungen. Ihr in drei größeren und vielen kleinen
Teilen zerstreut liegendes Gebiet enthält 3600 qkm mit 362 000 meist
lutherischen Bewohnern. (Uber die Naturverhältnisse aller ernestinischen
Lande §99,2,b. §101,1,3,a,b. §102,l,h.ß.)
a) Im größeren Ostteil an der Ilm und Saale: Weimar
in dem gewundenen Tale der Ilm, 29 000 E. Der geschichtliche Ruhm
Weimars besteht darin, daß es unter Karl August ein wahrer Musenhof
deutscher Dichter war. Wieland, Herder, Schiller, Goethe
strahlen vor allem hervor: der Fremde sucht die Erinnerungen an sie auf
und tritt mit Ehrerbietung an ihre Grabstätten. Fabrikstadt Apolda.
An der S a a l e: Jena, zwischen schroff zum Fluß abfallenden, malerischen
Kalkbergen im anmutigen Tale, eine kleine, aber berühmte Universitätsstadt.
Schlacht 1806.
b) Im West teil an der Werra und Hörsel: Eisenach, un¬
weit der Thüringischen Pforte (§ 101, 1), an? — 31 000 E. Darüber
erhebt sich im S. die W a r t b n r g , lange Zeit die Residenz der thürin¬
gischen Landgrafen. Gar manche Erinnerung macht sie außerdem bedeutend.
Hier wirkte die fromme wohltätige Elisabeth (§ 107, 11 Ans.), hier
war zur Zeit des Landgrafen Hermann von Thüringen der Sammelplatz der
größten deutschen Dichter (Sage vom Sängerkriege), hier begann Luther
1521 die Bibelübersetzung. Die Wartburg ist jetzt in ihrer schönen ur¬
sprünglichen Gestalt wiederhergestellt.
c) Im Hennebergischen: Ilmenau, in reizender Lage an
der Ilm. Etwas südwestlich von Ilmenau der Aussichtspunkt Gickel-
hahn mit Aussichtsturm (860 m, höchster Punkt des Grotzherzogtums).
d) Das östliche Stück ist der früher königlich sächsische Neustädter
Kreis, welcher die reußischen Lande in zwei Stücke teilt.
3) Herzogtum Sachsen - Koburg - Gotha, 2000 qkm mit
229 000 lutherischen Einwohnern.
a) Im thüringischen (Weser-) Gebiet die Hauptstadt Gotha,
zwischen Gärten und anmutigen Spaziergängen, 35 000 E. Das Schloß
ans der Höhe ist weithin sichtbar. In der Nähe die neue Sternwarte -
Ein Paar Stunden nach SW. liegt am Rande des Thurtnger Waldes
Schnepsenthal, eine Erziehungsanstalt; bei ihr vorbei geht man durch