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§ 36. Die Staaten der Erde.
stimmten Gesetzen (Schutz der Schwachen!) in Ruhe und Sicherheit mit¬
einander zu leben. Solche Vereinigungen nennt man Staaten. Ihr
Ausgangspunkt ist die Familie. In jedem Staate müssen nun die be¬
stehenden Gesetze ausgeführt, oder, wenn es not tut, neue gegeben, und
es muß für die gemeinsamen Ausgaben gesorgt werden. Das kann auf
verschiedene Weise geschehen, und danach ist die V e r s a s s u n g der Staaten
eine verschiedene.
Ist die höchste Gewalt mehreren oder einem auf Zeit gewählten
Oberhaupte (Präsidenten) übergeben, so heißt der Staat Republik
oder Freistaat.
Besitzt dagegen Einer lebenslänglich die höchste Gewalt, so
ist der Staat eine Monarchie. Die Monarchie ist jetzt in allen
monarchischen Staaten erblich, da die höchste Gewalt in der Familie des
Regierenden forterbt. Kann ein Monarch über Freiheit, Leben und Besitz
seiner Untertanen verfügen, ohne dabei an ein Gesetz, höchstens an ein
gewisses Herkommen gebunden zu sein, so ist der Staat eine despotische
Monarchie oder eine Despotie. Verwaltet der Monarch die Re¬
gierung allein, wenn auch nach Gesetzen, denen er selbst mit unterworfen
ist, so haben wir eine unumschränkte oder absolute Monarchie;
übt aber der Monarch die Gesetzgebung und Verwaltung des Staates g e -
m e i n s a m mit Vertretern des Volkes (Ständen) nach einem Grundgesetz
(K o n st i t u t i o n), worin dies Verhältnis bestimmt festgestellt ist, so bildet
das Land eine konstitutionelle (verfassungsmäßige) Monarchie.
Die verschiedenen Titel der Monarchen, Kaiser, König, Gro߬
herzog, Herzog, Fürst, welche heute nur noch eine Rangabstufung
bezeichnen, sind für die Art der Verfassuug gleichgültig.
Die Form der Despotie herrscht in den asiatischen und afrikani¬
schen Staaten bor, in Europa sind bei weitem die meisten Staaten konsti
tntionelle Monarchien, Amerika ist der Erdteil der Republiken.
Fast alle großen Staaten sind vom T i e s l a n d e ausgegangen und
beruhen aus einem großen Tieflande, das seine Macht allmählich über die
benachbarten Hochlandsgebiete ausgedehnt hat. Die Großstaaten der
Erde haben das Bestreben, sich, soweit es möglich ist, in der Richtung der
Breitengrade auszudehnen, daher erstrecken sie sich meist weiter in
westöstlicher als in nordsüdlicher Richtung. Die nördliche gemäßigte
Zone ist die Region der Großstaaten, wie denn auch in dieser Zone
fast allein sämtliche Millionenstädte der Erde liegen.
Die Bevölkerung der Staaten zersällt in die städtische und in die
ländliche, deren Grenzen sich fortwährend verschieben. In dieser Be¬
wegung läßt sich als Regel erkennen: daß die meisten Bewohner nur