Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

Die Ems. 361 
sich in die breiten Wasserstraßen Wester- und Osterschelde, die eben 
so unter sich, als mit dem Rhein-Delta, in Verbindung stehen. 
Um dem Gedächtniß zu Hülfe zu kommen, merke man, daß die 
Theilung nach Rechls und Links wechselt: 1) links die Waal, 2) rechts 
die Issel, 3) links der Leck, 4) rechts die Vechte. Für größere Schisse 
sind nur Waal, Rhein und Leck fahrbar. Die Waal ist am Wasser- 
reichsten und am wenigsten durch Sandbänke den Fahrzeugen beschwerlich. 
d) Die EmS entspringt auf der durch Pferdezucht bekannten Sen- 
ner Haide, am Westabhange des Teutoburger Waldes, fließt meist 
durch ebene, wiesige Gegenden, trägt in den letzten Meilen ihres 
Laufes Seeschiffe, tritt in den Dollart (der erst 1277 und 1278 
durch das Versinken von 50 Ortschaften entstand), dann aber 3U M. 
breit heraus als Ost er- und Wester-Ems (durch die Insel Borkum 
geschieden) in das eigentliche Meer. Welche Richtung des Laufes? 
Unter rechtem Winkel mündet rechts die Hase, von den letzten Aus- 
läufern der Weserberge (S. 353 f.). Dieser Fluß hat das Eigenthüm- 
liche, daß er im Oberlaufe einen Arm rechts zur Else, einem Zuflüß- 
chen der in die Weser oberhalb Minden gehenden Werre, entsendet, 
also eine Bisurcation auf deutschem Boden! (S. 38). 
c) Die Jahde ein Küstenfluß von kurzer EntWickelung, mündet in 
einen nach ihr benannten Busen. 
d) Die untere Weser empfängt 14 M. oberhalb der Mündung 
rechts ihren größten Nebenfluß, die Aller. Durchaus ein Kind 
des Tieflandes (Quelle einige Meilen im W. von Magdeburg) fließt 
sie meist zwischen niedrigen Wiesen. Auf dem linken Ufer fallen ihr be- 
trächrliche Zuflüsse aus dem Oberlande zu: die Oker [öfer] aus 
einem wildromantischen Thale des Oberharzes mit der in vielen kleinen 
Cascaden vom Brocken stürzenden Jlse, weiter hinab die Leine. Diese, 
längeren Laufes als die Aller bis zur Stelle der beiderseitigen Vereinigung, 
fließt vom Eichsfeld herab zwischen den Vorhöhen des HarzeS und des 
Solling im lieblichen Hügellande dahin und nimmt mehrere Harzflüsse 
auf, unter welchen die Innerste der bedeutendste, aber wegen ihrer 
Überschwemmungen und der großen Menge bleihaltigen Schlicks 
der gefährlichste ist. — Auf dem linken Ufer empfängt die Weser unter- 
halb der Allermünbung die breite schiffbare Hunte. Bon da ab trägt 
der Strom mit Hülse der Fluth (welche noch in die Hunte tritt) See- 
schiffe und zeigt Hang zur Werderbildung, die bis dahin aus seinem 
ganzen Laufe nicht auftrat. 
Die deutsche Küste der Nordsee (welche starke Ebbe 
und Fluth hat) ist so niedrig, daß allein durch Dämme 
oder Deiche dem Eindringen des Meeres Einhalt gethan 
werden kann; nur an wenigen Stellen der Halbinsel Hol- 
land (zwischen Nord- und Zuider See) und im N. der däni- 
schen Halbinsel erhebt sich in Dünen ein natürlicher Schutz. 
Da gilt ^ es derbe und tüchtige Menschenarbeit, um sich vor 
dem gierigen Meere zu behüten; da gilt es zu beten, wie es 
in dem alten Spruch der Deichgräfen heißt: „Gott bewahre 
Damm und Diken, Siel und Bollwark un dergliken." Auch die
	        
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