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Vierter Kursus.
Ngami-Sees im Innern herabzusenken. G r o ß - N a m a - L a n d im S.
setzt sich aus mehreren Plateaus zusammen, die durch tiefe Flußtäler
voneinander getrennt und denen einzelne tafelförmige Sandsteinberge
aufgesetzt sind. Damara-Land ist mannigfaltiger gestaltet. Hier
erheben sich zahlreiche Granitkuppen und Gneisrücken, die zum Teil in
scharfe Grate auslaufen.
Ständig^ fließende Gewässer fehlen dem Lande fast ganz. Nur
die Grenzflüsse, Oranje, Kunene und Kubango führen beständig
Wasser, die übrigen nur nach stärkeren Regengüssen; den größten Teil
des Jahres liegt ihr Bett bis auf einzelne Wassertümpel trocken.
Dagegen fehlt es den Berglandschaften nicht an Quellen; namentlich
sind heiße Quellen häufig.
In bezug auf Klima lassen sich zwei Gebiete unterscheiden, das
50—80 km breite Küstengebiet und das Innere. Das Klima der
Küste wird bedingt durch die aus den antarktischen Gewässern kommende
kalte Meeresströmung. Die Temperaturen sind verhältnismäßig niedrig
und zeigen geringe Schwankungen (Mitteltemperatur 15—17°). Regen
fällt sehr selten, dagegen ist während der Nacht und in den Morgen¬
stunden oft die ganze Küste in dichten Nebel gehüllt. Infolge der
Negenlosigkeit ist das Küstengebiet eine mit Sanddünen erfüllte, fast
vegetationslose Wüste. Das Innere ist heißer und zeigt weit größere
jährliche und tägliche Temperaturschwankungen (mittlere Jahres¬
temperatur 20°. Extrem — 0° und + 35 °). Als trocken muß
auch das Klima des Innern bezeichnet werden, doch ist es nicht
regenlos, sondern hat regelmäßige Sommerregen (bei vorherrschendem
80.-Wind), die von 8. nach N. an Häufigkeit und Stärke zunehmen.
Der größte Teil des Landes ist Gras- und Buschsteppe. Wälder
finden sich nur im nördlichsten Teil.
Für Viehzucht ist mit Ausnahme des Küstenstreifens fast das ganze Land
geeignet; in den großen Vieh-, besonders Rinderherden besteht der Reichtum der
Bevölkerung. Ackerbau dagegen ist beschränkt und meist nur mit Hilfe künstlicher
Bewässerung möglich. In jüngster Zeit hat man angefangen, durch Staudämme
das Wasser der nach Regengüssen stark anschwellenden Flüsse aufzufangen und zu
sammeln. Die sämtlichen europäischen Obstarten sowie Dattelpalmen. Feigen,
Melonen, Kartoffeln und Gemüse sind mit Erfolg an verschiedenen Stellen an¬
gepflanzt. Der frühere Wildreichtum des Landes hat sich bereits stark vermindert,
doch treten Antilopen und Strauße noch in zahlreichen Herden auf. Sehr aus¬
sichtsvoll für die Zukunft sind die großen Lager von Kupfer- und Bleierzen im N.
des Landes. Die Gesundheitsverhültnisse von Südwestafrika sind außerordentlich
günstige und gestatten überall die Niederlassung von Europäern. Die Aussichten
der Kolonie für die Zukunft sind also nicht schlecht, wenn sie auch wohl nie die
Bedeutung des Kaplandes erlangen wird.
Die Bevölkerung Deutsch-Südwestasrikas wurde 1904 auf 300 000
geschätzt, hat sich aber durch deu dreijährigen Krieg stark vermindert.
Sie setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:
1. Die Nama-Hottentotten waren früher Herren des ganzen
Landes, sind aber durch die von N. eindringenden Bantu-Stämme jetzt
auf den Süden beschränkt. Sie sind Viehzüchter und haben meist
feste Niederlassungen.