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Die Lufthülle (Atmosphäre).
Die Lufthülle (Atmosphäre).
Die Erdoberfläche wird allenthalben von einer gasförmigen Hülle, der Luft
oder Atmosphäre, umgeben, welche sich mehrere Meilen hoch hinauf erstreckt.
Die Lufthülle ist ein Gemenge verschiedener Gase, von denen die wesentlichsten
Sauerstoff und Stickstoff dort in den säst unveränderlichen Raumverhältnissen von 21
zu 79 vorhanden sind. Viel geringer ist der Gehalt an Kohlensäure und Ammoniak.
Auch Wasserdamps findet sich in zeitlich und örtlich veränderlichen Mengen in der Atmo¬
sphäre und kommt aus derselben als Regen, Schnee, Hagel aus die Erdoberfläche
herab. Als Schauplatz der meteorologischen Erscheinungen hat die Atmo¬
sphäre für die Erdkunde eine hohe Bedeutung, weil jene Erscheinungen den Charakter
der verschiedenen Erdoberflächenteile mit gestalten Helsen und mächtig (wenn auch indirekt)
aus die Entwickelung der dieselben bewohnenden Völker einwirken.
Die Sonne, die einzige Wärmequelle für die gesamte Erde, erwärmt zu¬
nächst den Erdboden und von diesem empfängt die Lufthülle ihre Wärme. Die
höchste Temperatur derselben findet sich im allgemeinen in der Nähe des
Bodens und in der heißen Zone, wo die Sonnenstrahlen nahezu senkrecht
ans die Erdoberfläche fallen. Von hier nimmt die Luftwärme beiderseits gegen
die Pole hin ab, wo sie wegen des schrägen Ausfalles der Sonnenstrahlen und
der langen Winternächte im Durchschnitt sehr gering ist. Die Veränderungen
(Schwankungen) der Temperatur in den einzelnen Monaten nehmen vom Äquator
gegen die Pole hin zu.
Verbindet man diejenigen Punkte der Erdoberfläche miteinander, welche gleiche
durchschnittliche (mittlere) Jahrestemperatur besitzen, so erhält man ein System von
krummen Linien, Isothermen, deren Verlaus durch die Gestalt der Küsten, sowie durch
die wagerechten und senkrechten Verhältnisse der Kontinente bedingt wird. Verbindet
man alle Orte von durchschnittlich gleicher Wintertemperatur durch Linien, so erhält
man das System der Jsochimenen, und durch Verbindung der Punkte gleicher
mittlerer Sommertemperatur die Jsotheren. Keins dieser Liniensysteme ist dem
anderen in bezug auf Krümmung seiner Kurven gleich.
Die Linie, welche alle Orte der höchsten durchschnittlichen Jahrestemperatur ver¬
bindet, der Wärmeäquator, hat einen unregelmäßigen Verlauf und liegt größten¬
teils nördlich vom Erdäquator.
In der heißen Zone beträgt die Luftwärme im Schatten häufig mehr als 37° C.,
an der Küste des Roten Meeres sah man bei bedecktem Himmel das Thermometer
schon aus mehr als 60° C. steigen.
Die niedrigsten Temperaturen weist die nördliche kalte Zone auf. In Nordamerika
westlich von der Bassinsbai, sowie in Sibirien zwischen den Mündungen der Flüsse
Ob und Jenisei ist wiederholt eine Kälte von mehr als — 60° C. beobachtet worden.
Orte in der Nähe großer Meere haben unter gleichen Verhältnißen minder
heiße Sommer und wärmere Winter, als Punkte im Inneren der Kontinente.
Bei jenen ist die Wärmeverteilung auf die einzelnen Jahreszeiten gleichmäßiger
als bei diesen, weil das Wasser sich minder rafch erwärmt, aber auch langsamer
erkaltet wie das Land. Man unterscheidet daher Land- und Seeklima, ersteres