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Sicilien.
Die älteste phoenikische Gründung war die kleine Inselstadt
Motye, nach deren Zerstörung durch Dionysios 397 v. Chr. eine stärkere
Festung Lilybaeon auf dem gleichnamigen Vorgebirge erbaut wurde;
sie blieb auch unter den Römern administrative Hauptstadt des west¬
lichen Teiles der Insel (j. mit mittelalterl. arab. Namen Marsala). Die
angrenzenden Bergstädte oberhalb der N. Küste, die grössere Egesta
(lat. Segesta) und die auf einem vereinzelten 750m hohen Bergkegel
(j. Monte S. Giuliano) gelegene Eryx mit ihrem berühmten Venus-
Tempel hatten Elymer zu Bewohnern, einen von der übrigen sika-
nischen Urbevölkerung des Westens verschiedenen Volksstamm.1) Die
Stadt Eryx wurde 261 von Hamilkar zerstört und ihre Bewohner in
der nahegelegenen Hafenstadt Drepäna (j. Träpani) angesiedelt.
Weiterhin an der Nordküste waren noch Panormos (j. Palermo)
ungeachtet seines, eine stark griechische Bevölkerung bezeugenden
Namens und Solüs (lat. Soluntum, j. Ruinen Solanto) von Phoenikiern
gegründete Orte.
!) Sie scheinen sich selbst für Flüchtlinge aus Troia ausgegeben zu
haben und wurden deshalb im 1. punischen Kriege als Stammverwandte des
römischen Volkes officiell anerkannt.
241. Kleinere Inseln um Sicilien. Die vor der Westspitze
gelegenen, nur durch den römischen Seesieg von 241 bekannten Inseln,
welche zusammen Aegates (auch Alyovßöcci) genannt werden, im ein¬
zelnen Aegüsa (j. Favignana), Phorbantia (Levanzo) und Hiera oder
Maritima (Marettimo), blieben bis zu jener Zeit ebenso in karthagischem
Besitze, wie die grösseren, gleichfalls aus Kalkfelsen bestehenden Inseln
in dem offenen Meere zwischen Sicilien und Africa: Melite und
Gaudos (j. Malta und GozzoJ; jene wegen ihres tiefen und sichern
Hafens gewiss eine der ältesten plioenikischen Niederlassungen im
Westen1), doch daneben schon früh auch griechische Bewohner ent¬
haltend. Die kleineren weiter nach der africanischen Küste gelegenen
Inseln Kossyra und Lopadusa (j. Pantellaria, Lampedosa) bestehen aus
vulcanischen Felsen.
Die vor der Nordküste Siciliens gelegene Gruppe durchaus vul-
canischer Inseln wurde schon von den Alten so bezeichnet: insulae
Vulcaniae, auch wegen der starken mit den Ausbrüchen verbundenen
Luftstösse „Windinseln“, AloXideg, Alölov vrjooi. Tätige Feuer¬
berge fanden sich in historischer Zeit noch auf zweien: der noch jetzt
brennende der „runden Insel“, ZzQoyyvlrj, j. Stromboli und der der
speciell Isga 'Hcpaiörov, Vulcani insula, auch wegen dei heissen
Schwefelquellen genannten Insel, j. Volcano. Die grosste
und angebauteste Insel Liparä (j. Lipari), trug allein eine duic