Kolchis. Iberien. Albanien.
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52. Iberia. Unter diesem Namen wird die von den Bewohnern
selbst von jeher (wie noch heut) Kharthli und Kachethi genannte Tal¬
landschaft am mittleren Kur und seinen nördlichen Zuflüssen erst durch
die aus Armenien bis zum kaspischen Meere fortgesetzten Feldzüge
des Pompejus bekannt; es ist eine Nebenform des Namens Wer (im
Sing.), welchen die Armenier für diese ihre nördlichen Nachbarn brauch¬
ten, aus dessen (zugleich als armen. Landesnamen gebrauchter)
Pluralform Wirkh sodann die neupers. Form Güry, Gürdj und aus
diesen beiden die spätgriechische rsooQyitXj sowie die jetzt gewöhnlich
gebrauchte russische Gruzija hervorgegangen sind. Das Yolk wird schon
im 1. Jahrh. v. Chr. als ein unkriegerisches, halbcivilisirtes geschildert;
Sitz der Könige war damals die über dem Kur sich erhebende Fels¬
burg Ilarmozika (geogr. Armazi-tsiche, d. i. Burg des Ormazd), seit dem
6. Jahrh. die benachbarte Stadt Tbilisi, j. Tiflis.1)
*) Durch Iberien führte gerade nördlich die einzige das Hochgebirge
in seiner mittleren Einsattelung (2000m) kreuzende Querstrasse, und zwar auf
dem Nordabhange des Gebirges durch einen tiefen, von mehr als 4000m höhen
Schneegipfeln überragten Felseinschnitt, den Engpass von Dariel, welcher
von den Griechen nach dem Endziel der Strasse, der weiten sarmatischen
Steppenebene, gewöhnlich 2ccQ[icaixal nvlau genannt wird.
53. Albania tritt um dieselbe Zeit, wie Iberia in die Geschichte
ein, als ein aus vielen verschiedensprachigen Stämmen bestehendes
Reich in den Steppenebenen am unteren Kyros und am kaspischen
Meere, zugleich die östlichen Abhänge des Gebirges begreifend, wo in
der Nähe des späteren „Passes“ (Derbend, der IdXßavixcci
Ttvlai der Griechen), ihre Hauptstadt Albana lag.
Das Hochgebirge des Kaukasos selbst (auch Kavxctöig), mit
seinen colossalen Schneeketten, deren höchste Gipfel zu 5600m ansteigen,
und mit der absoluten Unwegsamkeit seiner westlichen, schroff zum
Pontos-Gestade abfallenden Verzweigungen (der Koqcc^mcc oqij der
Alten), hat von jeher den Einbrüchen nördlicher Barbarenhorden eine
unübersteigliche, nur östlich am Strande des kaspischen Meeres um¬
gehbare Schranke gesetzt.1) Sodann aber haben seine schwer zugäng¬
lichen inneren Täler in äusserster sprachlicher Zersplitterung bis auf
die Gegenwart Reste uralter Volksstämme bewahrt, welche erst durch die
Wanderungen der arischen (indoeuropäischen) Völker in jene Gebirgs-
winkel zurückgedrängt worden sein müssen, eben jener Absonderung
wegen aber auch von aller Civilisation unberührt geblieben sind.2)
*■) Dieser flache oder mehr hüglige als gebirgige Landesteil ist seit dem
Altertum stärkerem Wechsel unterworfen gewesen, daher der albanische Name
seit dem späteren Mittelalter verschwunden und die Stammverwandtschaft
der hier im Altertum wohnenden Völker durchaus unklar ist.
2) Daher auch die von den Alten im inneren Gebirge und auf seinen
Nordabhängen genannten Volksstämme sich erhalten haben: ’AßccGyoi Abchaz,
Zi^ou Djighi, Ktoxiiai Tscherkez, siiyvtg (armen. Lek) Lesgi.