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Klein-Asien.
gedehnten Seehandel, Pflege von Kunst und Wissenschaft und besass
ein zeitweise grösseres oder kleineres Landgebiet (namentlich die so¬
genannte rhodische Chersonesos) auf der karischen Festlandküste.2)
x) Der höchste Gipfel der Insel (1340m) führt den phoenikischen Namen
Atabyrion (Tabor d. i. Höhe) bis heute (Atairo).
2) Es blieb Freistat bis 44 n. Chr., wo es der römischen Provinz Asia
einverleibt wurde, seit Diocletian ist Rhodos Hauptstadt der neuen Provincia
Insularum. Die kleineren dorischen Inseln Nisyros, Telos, Kalymnos, Syme,
Karpathos, Kasos, welche sämmtlich ihre Namen unverändert bewahrt haben,
sind nie Mitglieder des engeren dorischen Bundes gewesen.
74. Lykia. Die mit breiten und hohen Bergmassen (Gipfel
des Kragos und Massikytes über 3000m) nach Süden weit ins Meer
vorspringende, nur von dem einen breiteren Tieftal des Xanthos durch¬
schnittene Halbinsel war von einem eigentümlichen Culturvolke bewohnt,
welches sich selbst Tramili (TQS^iXaij, TzQ^ilai) nannte, von den
Griechen Avxiot genannt wurde; diese schrieben ihnen schon für uralte
Zeiten Ausführung mächtiger Bauwerke (sog. kyklopische Mauern
Griechenlands)' zu; sehr zahlreiche Denkmäler ihrer Kunstfertigkeit
haben sich namentlich in Grabmälern und Bildwerken bis jetzt erhalten,
davon viele mit Inschriften in einem unter griechischem Einflüsse eigen¬
tümlich ausgebildeten Alphabet.1) Die Lykier verteidigten ihre Freiheit
erfolgreich (als einziges Volk des westlichen Kleinasiens) gegen die
lydischen Könige, hartnäckig, aber zuletzt unterliegend gegen die Perser,
sie traten dann gegen dieselben dem unter Athens Führung stehenden
Seebunde bei und bildeten seit Alexanders Eroberungen bis 189 v. Chr.
unter nomineller Hoheit des Seleukiden-Reiches, dann völlig unabhängig
einen Bund von 23 Stadtrepubliken, unter denen 6 grössere mit dop¬
peltem Stimmrecht ausgezeichnet waren; darunter der Bundesvoroit
Xanthos (lykisch Arina), dann Patara, lhnara, 7lös sämmtlich im
Xanthos-Tale, Myra und Olympos im östlichen Teile der Küste.2) Das
Land war nach Sitte und Sprache völlig griechisch geworden, als es
43 n. Chr. mit Beibehaltung seiner städtischen Verfassung dem römischen
Reiche als Zubehör der Provinz Pamphylia einverleibt wurde. Das
innere, weite ebene Strecken enthaltende Hochland (1000 1200m) dei
römischen Provinz Lykia mit nur unbedeutenden Ortschaften, würfle
Milyas genannt, wrelcher Name in ältester Zeit auch das Küstenland
begriffen haben soll.
!) Diese Reste der alten Landessprache haben bis jetzt jedoch nicht
eenüfft, die Frage nach der Stammverwandtschaft des lykisehen \ olkes zu
entscheiden; nur Wahrscheinlichkeit spricht dafür, es als einen Rest der voi
den semitischen und arischen Einwanderungen über Klemasien verbreiteten
Urbevölkerung anzusehen.