Full text: Leitfaden der alten Geographie

Lykaonien. Isaurien. Kilikien. Kypros. 
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einigt der von den hohen Yorketten des Tauros bis zur Küste erfüllte 
westliche waldreiche Landstrich, welchen die Griechen das „rauhe 
Kilikien“ (Kilixia rj TQay^sta) nannten.2) Alte Reichshauptstadt in 
der Ebene das von den assyrischen Königen gegründete Tarsos (j. 
Tersüs) am Fl. Kydnos, auch in der Zeit griechischer und römischer 
Herrschaft volkreich und blühend. Die Küstenstädte Soloi, Mallos, 
Aegeae (j. Ajas) hatten schon in persischer Zeit zahlreiche griechische 
Bewohner, ebenso im rauhen Kilikien die Hafenorte Nagidos und 
Kelenderis (j. Kilindria); ebenda war Seleu/ceia (j. Selefke) die unter den 
syrischen Königen neu gegründete griechische Hauptstadt. I s s o s in der 
kleineren bergumschlossenen östlichen Küstenebene ist durch die 
Schlacht von 333 berühmt.3) 
x) Hinsichtlich der Nationalität der eigentlichen Kiliker bleibt ungewiss, 
ob sie durchaus dem benachbarten nordsemititischen (aramaeischen) Stamme 
zuzurechnen seien oder ob nur eine starke Einmischung desselben* sowie der 
an den Küsten ihre Niederlassungen begründenden Phoenikier anzunehmen 
sei, wie es verschiedene Namen, Cultusformen und Traditionen (namentlich 
auch die Teilname der Kiliker an entfernten phoenikischen Colonien) wahr¬ 
scheinlich machen. 
2) Diese Westhälfte ist vor der östlichen für Erleichterung der See¬ 
schiffahrt bevorzugt durch Reichtum an vorzüglichem Schiffsbauholz und 
zahlreiche in den felsigen Küstenrand einschneidende Hafenbuchten, deshalb 
schon früh von kleineren phoenikischen und griechischen Ansiedelungen 
aufgesucht und dann in der hellenistischen Periode ein von den beiden 
Grossmächten Syrien und Aegypten erstrebter und umkämpfter Besitz; ebenso 
nach deren Verfall Schauplatz des kilikischen Seeräuberstates, welcher die 
ganze Osthälfte des Mittelmeeres unsicher machte, bis Pompejus’ Einschreiten 
ihn vernichtete und durch neue griechische Ansiedelungen ersetzte. 
3) Das Gebirge Amanos, welches im Norden sich an den Tauros 
anschliessend, die Ostküste des issischen Golfes, des innersten Winkels 
des Mittelmeeres begleitet, bildet die natürliche Grenzscheide Kilikiens von 
Ober-Syrien, daher heisst die als Grenze gewöhnlich angenommene Stelle, wo es 
mit steilen Vorhöhen dicht an die Küste tritt, die syrisch-kilikische Pforte 
{nvlat, Kuliy.Lag y.al ZvQicig): wogegen der zweite südlichere über die Ein¬ 
sattelung der Amanos-Kette selbst von der Küste ins Binnenland führende 
Hochpass (680m) einfach nvlab 2vgiai>, die nördlicher gelegenen noch höheren 
Pässe über denselben Bergrücken aber, welche direkt aus dem höheren 
Ober-Syrien in die Ebene von Issos führen, amanische Pforten (nvhao 
Afxaviy.ai, A/j.avldsg) heissen; letztere hatte Dareios benutzt, um in den 
Rücken des makedonischen Heeres zu kommen, welches bereits südlich über 
den Grenzpass vorgerückt war, so dass Alexander in die Ebene von Issos 
zurückkehrend, dort von Süden her das persische Heer angriff. 
80. Kypros. Die unter diesem Namen (von den neueren 
Orientalen Kibris ausgesprochen) seit der Griechenzeit allgemein be¬ 
kannte Insel1), liegt dem kilikischen Tauros parallel gestreckt, von zwei 
W—0. verlaufenden Gebirgsmassen beherrscht: einer niederen steil zur 
Nordküste abfallenden (Gipfel Olympos der Alten ca. 1000m) und der
	        
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