Full text: Mathematische Erdkunde

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Hand befindliche ist die östliche Hälfte desselben, der mittelste 
Punkt des Halbkreisbogens der Ostpunkt; der rechter Hand befind¬ 
liche ist die westliche Hälfte des Horizontes, der mittelste Punkt ' 
dieses Halbkreisbogens der Westpunkt. Die Ost- und Westpunkt ver¬ 
bindende gerade Linie läuft durch unsern Standpunkt und schneidet die 
Mittagslinie senkrecht. 
Die Lage des Kulminationspunktes der Sonne ist mafsgebend für 
die Richtungslinien Nord-Süd und Ost-West. 
Mathematisches. Der Erdkörper ist bekanntlich (vgl. Schulphysik §76, 
Grundrifs § 36) nahezu von Kugelgestalt. Bei den meisten folgenden Beobach¬ 
tungen darf seine Oberfläche als Kugelfläche angesehen werden. Die Horizontal¬ 
ebene ist dann die Tangentenebene an dieser Fläche im Beobachtungsort, ihr Schnitt 
mit der Himmelskugel ist der Horizont. Derselbe trennt den vom Beobachtungsorte 
sichtbaren Teil derselben von dem, dessen Anblick uns durch den Erdkörper ent¬ 
zogen wird. Der nach dem Beobachtungspunkte gezogene Kugelradius schneidet 
die Himmelskugel im Zenith, wenn er über diesen Punkt hinaus verlängert wird, 
im Nadir, wenn er über den Kugelmittelpunkt hinaus verlängert wird. — Die 
in der Horizontalebene verlaufende Mittagslinie ist die Tangente am geographischen 
Meridian des Beobachtungsortes, die ebenda verlaufende Ost-Westlinie die Tangente 
an dem geographischen Breitengrade desselben. Nord- und Südpunkt, Ost- und 
Westpunkt sind die Schnittpunkte dieser beiden Graden mit dem Horizonte. 
§ 2. Die scheinbare Drehung der Himmelskugel. 
Circiimpolarsteriie und auf- und untergehende Sterne. 
Mit dem Untergänge der Sonne am westlichen Horizonte beginnt 
die Abenddämmerung (vgl. Schulphysik § 28, Grundrifs § 68). Wäh¬ 
rend derselben treten am Himmel zahlreiche Gestirne auf, deren Licht 
während des Tages von dem hellen Lichte der Sonne überstrahlt war. 
Unter ihnen zeichnet sich der Mond durch Gröfse und Helligkeit aus. 
Er steht jedoch nur zeitweilig am nächtlichen Himmel. Wir wählen 
zur ersten Beobachtung des Sternhimmels eine Nacht, in welcher der 
Mond fehlt, und nehmen wahr, dafs die Sterne während derselben ihre 
Stellung gegen den Horizont stetig ändern, ihre gegenseitige Lage aber 
beibehalten. Bei fortgesetzter Beobachtung gewinnen wir den Eindruck, 
da f s d i e g a n z e H i m m e 1 s k u g e 1 m i t den an ihr befindlichen 
Gestirnen sich langsam dreht, und zwar schräg aufwärts von 
Osten über Süden nach Westen hin. 
Um die Pole und die Achse der sich drehenden Himmelskugel zu 
finden, suchen wir am Himmel das allbekannte „Siebengestirn", auch 
„grofser Bär" oder „Wagen" genannt (vgl. § 4), auf. Wir denken uns 
zwischen dessen „Hinterrädern" den Hauptkreisbogen gezogen und den¬ 
selben über das „rechte Hinterrad" hinaus verlängert, sodals die Ver¬ 
längerung etwa viermal so grofs wird wie der Bogen selbst. Nicht weit 
vom Endpunkte der Verlängerung finden wir einen hellen Stern, den 
Polarstern, und in dessen unmittelbarer Nahe liegt der eine der beiden 
Himmelspole, der Nordpol. Der Polarstern ist der einzige Stern, der 
seine Stellung gegen den Horizont im Verlaufe der Nacht nicht merk¬ 
lich ändert. 
Denken wir uns vom Nordpol aus eine Gerade durch unseren Be¬ 
obachtungspunkt gezogen und über diesen Punkt hinaus verlängert, so
	        
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