34 Geschichte der Geographie. 
nicht einmal von mittlerer Größe" nach Herodots treffendem Ausdruck, die ver- 
sprengten Reste der Urbevölkerung Süd-Afrika's. Hat Fr Usch während seiner 
dreijährigen Reise (1864—66) durch genaue Körpermessungen und photographische 
Aufnahmen zuerst den Weg gebahnt zu eiuer dem jetzigen Standpunkte der 
Ethnographie allein genügenden wissenschaftlichen Auffassung der ethuologischen Ver- 
Hältnisse der Völker Süd-Afrika's, so gebührt Karl Mauch als Entdecker in 
den großenteils noch unbekannten Gegenden vom Orange-Flnß nordwärts bis 
zum Zambesi (1865—1872) nnstreitbar das größte Verdienst. Auf seiner letzten 
Reise (1871—72) entdeckte er die merkwürdigen Ruinen von Zimbaby, das ver- 
meintliche Ophir der Bibel. Das frühere kartographische Bild dieser Theile Süd- 
Asrika's ist durch seine Aufnahmen vollständig verändert. Bereits 1866 war 
Albrecht Roscher unter 16" s. Br. an den großen Nyassa-See gelangt. 
Auch die Himälaya-Landschasten sind in den letzten Jahrzehnten wissenschaftlich 
durchforscht worden, besonders durch die Gebrüder Schlagintweit iu den Jahren 
1854 bis 1858; während die Russen, doch uicht ohne die Hinzuziehung deutscher 
Forscher, für die Erforschung einerseits Ost-Sibiriens bis Korea und dem japanischen 
Meere andererseits, der Kaukasusländer, der kirgisischen Steppen und Khorassans 
unablässig thätig sind. Die von Norden und Süden zugleich iu Angriff ge- 
nommene Erforschung des Thian-schan und Ost-Turkistaus, der Hochsteppe von 
Pamir (,,das Dach der Welt"), namentlich durch Hayward, der dabei freilich 
(August 1876) ein gewaltsames Ende fand, gehört zu den glänzendsten Leistungen 
ans dem Gebiete der geographischen Entdeckungen, welche neben dem Nilquell- 
Gebiet uud der arktischen Zone die letzten Jahre aufzuweisen haben. 
Ein Vierteljahrhuudert war seit der Grüuduug vou Sydney (1788) vergangen, 
ohne daß es zu einiger Kenntniß des Innern von Australien gekommen war. 
Erst in den Jahren von 1815—1846 gelangte man zur Kenntniß der grasreichen 
Westabhänge der blauen Berge zwischen den 5 Strömen Darling, Macqnarie, 
Lachlan, Mnrrumbidge und Murray. Die Kolonien von Süd-Anstralien (Adelaide) 
und Victoria (Australia felix) wurden gegründet. Seitdem begannen in rastloser 
Auseinanderfolge, unter Beschwerden uud Leiden, wie sie kaum die Reisenden in 
Jnner-Afrika zu bestehen hatten, die Unternehmungen zur Enthüllung des an Sand- 
strecken reichen, an Trinkwasser armen Binnenlandes. 29 Entdeckungsreisen fanden 
in den Jahren 1842 — 1858 statt. Im Jahre 1814 begann Ludwig Leich- 
Hardt aus der Nieder-Lausitz seine Reise zur Erforschung der Ost- und Nord- 
küste bis zum Westufer des Golfes vou Karpeutaria. In demselben Jahre drang 
Kapitän Stuart von Adelaide in das Innere vor und gelangte bis gegen den 
Wendekreis; weder sand man Hochgebirge noch Binnenseen, vielmehr eine steinige 
Wüste. Leichhardt saßte 1847 den kühnen Plan, sie auf einer Reise von der Ost- 
zur Westküste zu durchforschen und kam iu der Wildniß um. Die größten An- 
strengungen, den Contment zu durchdringen, machten im Jahre 1866 Stuart 
uud Burke. Jener, von Süd-Australieu ausgehend, legte 1666 Km (265 M.) 
zurück uud gelaugte bis zum 19. Breitengrade, das Jahr darauf selbst zum 17. Grade. 
Burke trat von Victoria aus im Dezember seine Reise an und erreichte wirklich 
am 11. Februar 1861 mit drei Gefährten den Golf von Karpentaria, erlag aber 
mit zweien derselben den weiteren Anstrengungen; nur King kehrte zurück. Zur 
Aufsuchung der Verunglückten brach Mac Jnlay, im Jahre 1861, Lands- 
borongh und Stuart das Jahr danach auf; allen dreien gelang die Durch- 
schreituug des Erdtheils in seiner ganzen Ausdehnung von Süden nach Norden. Die 
Expeditionen von Forrest in West-Anstralien (1869 —1871) haben zwar keine
	        
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