Full text: Geschichte der Neuzeit seit 1648 (Teil 3)

Der siebenjährige Krieg. 93 
Beendigung des bayrischen Erbfolgekrieges suchte sie Bundesgenossen zu 
einem Angriffskriege und wurde dabei von ihrem Minister, dem Fürsten 
MMitz, und dem sächsischen Minister Grafen Brühl, die Friedrich aus 
persönlichen Gründen haßten, aufs eifrigste unterstützt. Friedrich hatte 
unter den europäischen Fürsten wenige Freunde: die einen beneideten ihn 
wegen seiner Erfolge, die anderen fühlten sich durch seine uneigennützige, 
landesväterliche Fürsorge beschämt; diese fürchteten seine geisüge Über- 
legenheit und seinen Ehrgeiz, jene haßten ihn wegen seiner oft bissigen, 
aber stets treffenden Bemerkungen über sie, oder wegen seiner freisinnigen 
Grundsätze, besonders auf religiösem Gebiete. Am leichtesten gewann 
Maria Theresia die sittenlose Kaiserin Elisabeth von Rußland, die 
Tochter Katharinas (S. 318), die sich durch Äußerungen Friedrichs' über 
ihren Lebenswandel beleidigt fühlte; aber am meisten lag ihr an einem 
Bündnis mit Frankreich. 1756 lief das Bündnis ab, welches Friedrich 
bei Beginn des bayrischen Erbfolgekrieges mit Frankreich geschlossen hatte; 
Maria Theresia bot nun alles auf, um die Erneuerung desselben zu ver- 
hindern. Die stolze Kaiserin, die sittenreine Frau, ließ sich sogar herbei, 
der Buhlerin Ludwigs XV., der Marquise von Pompadour, Ge- 
schenke zu machen und andere Artigkeiten zu erweisen, während Friedrich 
seinem Gesandten in Paris verbot, die Pompadour zu besuchen. Im 
Jahre 1755 brachen zwischen Engländern und Franzosen Feindseligkeiten 
in Nordamerika und zur See aus. Georg II. (1727—1760) suchte vor 
allem sein Heimatland Hannover vor einem französischen Überfall zu be¬ 
wahren und wandte sich deshalb an seinen Neffen Friedrich. Dieser war 
von der ihm drohenden Gefahr unterrichtet und nahm deshalb die dar- 
gebotene Hand um so lieber an, als England auch schon mit Rußland 
ein Bündnis geschlossen hatte. Dadurch wurde es Maria Theresia leicht, 
Frankreich auf ihre Seite zu ziehen, und so wurden die beiden großen 
Mächte, welche seit 300 Jahren Feinde gewesen waren, Bundesgenossen. 
Durch Frankreich wurde auch Schweden gewonnen; ebenso schloß sich 
Kaiserin Elisabeth dem Bündnis an, nachdem sie aus Haß gegen Friedrich 
ihre Verbindung mit England wieder gelöst hatte. August III. von 
Sachsen und Polen förderte, ebenso wie sein Minister Brühl, die Ver- 
schwörung gegen Friedrich, wollte derselben aber zu seiner Sicherheit erst 
nach Eröffnung des Krieges beitreten. So war halb Europa gegen 
Preußen verbündet, das wieder auf den Umfang und den Rang eines 
Kurfürstentums herabgedrückt werden sollte. 
Friedrich war durch Verräter bei der sächsischen Kanzlei und bei der 
österreichischen Gesandtschaft in Berlin von allem unterrichtet; da er nun 
wußte, daß Österreichs und Rußlands Rüstungen noch unvollendet waren, 
beschloß er, seinen Feinden zuvorzukommen. Außer England-Hannover 
standen auf seiner Seite Braunschweig, Hessen-Kassel und Gotha, deren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.