Die Revolution der Erde.
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ein Sterntag, der Unterschied beträgt etwa 4 Minuten. Die Sonne kehrt
somit nicht mit dem nämlichen Sterne zur Kulmination zurück, sondern
kulminiert erst 4 Minuten später. Dieses Vorauseilen des Sternes setzt
sich Tag für Tag fort, bis ihn die Sonne wieder erreicht hat und
wieder mit ihm zugleich kulminiert. Dann hat die Sonne am Himmel
in der Ekliptik einen Umlauf, für uns im entgegengefetzten Sinne des
Uhrzeigers, vollführt. Die Zeit, welche zu diefer Bewegung erforderlich
ist, bildet das siderische Jahr, das etwas mehr als 36574 Tage zählt. Asches
Die Bewegung ist aber nur scheinbar. Nach der Lehre des Köper- 3°^.
nikus bewegt sich die Erde um die Sonne.
Die Erde läuft auf ihrer Bahn von Westen nach Osten, also
von Norden gesehen in einer dem Uhrzeiger entgegengesetzten Richtung, bah».
Nach den von Kepler aufgestellten Gesetzen ist die Bahn eine Ellipse,
in deren einem Brennpunkte, also exzentrisch, die Sonne steht. Die Erde
ist somit im Laufe eines Jahres nicht immer gleich weit von dieser ent-
fernt. .Dadurch verändert sich ihre Geschwindigkeit. Sie bewegt sich
stets so, daß die von ihr zur Sonne gezogene Linie, der Leitstrahl, in
derselben Zeit immer die gleiche Fläche bestreicht. In der Nähe der Sonne,
wo diese Linie kürzer ist, muß sie darum schneller fortschreiten als in
der Ferne. j
Die Größe der Erdbahn ergibt sich aus der Entfernung der b®rj^rcbj
Sonne, welche zu rund 150 Millionen km gefunden ist; ihre Länge bahn.
beträgt gegen 900 Millionen hm-, die Erde be¬
wegt sich auf ihr mit einer Geschwindigkeit von
30 km in der Sekunde, das ist tausendmal
schneller als ein Eilzug.
Aus der Beweguug der Erde um die Stern-
Sonne, der Revolution, erklärt sich der Uu- Sonnen-
terschied zwischen Sterntag und Sonnen- t(t0,
tag. Während einer Umdrehung eilt die
Erde auf ihrer Bahn vorwärts; dieses Fort-
schreiten macht sich in ihrer Stellung zu
den unbegreifbar fernen Sternen nicht geltend,
wohl aber bei der näheren Sonne, zu der sich
die Stellung der Erde wesentlich verändert hat;
sie muß noch ihre Drehung fortfetzen, ehe sie
wieder in die gleiche Richtung zu deu Sonnen-
strahlen kommt. Infolge der verschiedenen Ge-
schwindigkeiten in der Revolution ist diese Zeit
veränderlich; die Länge der wahren Sonnen-
tage wechselt und ist somit nicht geeignet
^S°nn-nwg"Ä^S^ £!L5fnl™',0ef ^ uns"- Zeiteinteilung zu
' ' dienen. Man hat deshalb einen mittleren
Sonnentag angenommen, nach dem die bürger-
liche Zeit bestimmt wird. Der tägliche Unterschied zwischen der wahren
i^onnenzeit (WZ) und unserer bürgerlichen oder mittleren ^eit (MZ)
ist die Zeitgleichung (ZG), also ZG=MZ —WZ.
Zu der Erdbahnebene ist die Erdachse um 66^° geneigt. Dem- §358.
nach muß die dazu senkrechte Äquatorebene, welche mit der scheinbaren