Full text: Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten

B. Die einzelnen Schichten (Formationen) der Erdrinde. 15 
Im Gegensatz zu den nördlichen Festländern, die sich allmählich zu einem breiten 
Gürtel um den Nordpol zusammenschlossen, wurde in der Trias der große 
Südkontinent mehr und mehr zerstückelt und sein ehemaliges Gebiet vom Meere 
überflutet. Schon zur Liaszeit trennte sich das indomadagassische Gebiet vom 
afrikanischen Block ab; desgleichen war bereits der östliche Teil des Indischen 
Ozeans vorhanden. Verhältnismäßig spät unterbrach der südliche Atlantische 
Ozean den Zusammenhang zwischen Afrika und Südamerika. 
Die Weuzeit der Krde oder das Känozoische' Zeitalter. 
Das Tertiärgebirge. 
Die känozoische Periode ist die Zeit des Übergangs vom mesozoischen Zeit¬ 
alter zur Jetztzeit; sie ist eine Zeit gewaltiger Umwälzung in allen irdischen 
Verhältnissen, wie sich aus folgendem ergibt: 
In der Tertiärzeit erfolgte die Herausbildung der heutigen ^estläM r_und 
Ozeane. Hierbei fanden zahlreiche Hebungen und Senkungen statt, so daß die 
Grenze zwischen Meer und Kontinent sich wiederholt veränderte. Infolge davon 
wechseln auch in den tertiären Schichten Süßwasser, Salzwasser und brackische 
Bildungen vielfach miteinander ab. Anfangs überwiegen die Meeresablagerungen, 
später herrschen die Süßwasser- und brackischen Bildungen vor. Mit Rücksicht 
darauf gliedert man das Tertiär in das ältere Tertiär, auch Paläogen2 
genannt, und in das jüngere Tertiär ober Neogen3. — Die Ablagerungen 
des Paläogen4 bestehen in Kalksteinen, besonders Nummulitenkalk5, Sandsteinen, 
hauptsächlich Molasse6, und Konglomeraten. Dte Sedimente des Neogen1 find 
zumeist Molasse, Sande, Mergel und Tone. 
1 vom griech. kainös — neu. 
2 vom griech. palaiös — alt, und dem Stamme gen = werden — das in alter 
Zeit Gewordene. 
3 vom griech. neos — jung, und gen — das in jüngerer Zeit Gewordene. 
4 Das Paläogen gliedert sich wieder in das Eozän (v. griech. eös — die 
Morgenröte, und kainös — neu — Morgenröte der neuen Zeit) und das 
01 igozan (v. griech. oligos = wenig, und kainös = das Zeitalter mit wenig 
neuzeitlichen Arten). 
5 Die Nnmmnliten gehören zu den Foraminiferen (s. Fig. 16, S. 16); sie haben ein 
münzenförmiges Gehäuse, daher ihr Name (v. lat. nummulus = die Münze). Nnm- 
mulitenfchichten, also Schichten von Tieren, die einst im Meere lebten, findet man 
in den Westalpen bis zu 3500 rn, im Himalaja sogar bis zu 5000 m. Es gibt 
kaum ein zweites Beispiel, das die gewaltigen Erdbewegungen der Tertiärzeit in 
so helles Sicht fetzt wie die Auftürmung der Nummulitenschichten. 
6 vom lat. rnollis = weich. 
7 Das Neogen zerfällt wieder in das Miozän (v. griech. meion = weniger, 
und kainös — das Zeitalter der [im Vergleich zum folgenden Zeitalter] spärlicheren 
neuzeitlichen Lebewesen), und das Pliozän (v. griech. pleion = mehr, und kainös 
— Zeitalter der zahlreicheren neuzeitlichen Lebewesen).
	        
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