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zu verwirklichen vermocht; es fehlte die unbedingt erforderliche Kraft¬ 
maschine, die mit geringem Gewicht große Leistungsfähigkeit verbindet. 
Zur Drehung der Luftschrauben stand damals nur die menschliche Kraft 
zur Verfügung, und es wären zur Erzielung eines Erfolges 80 Mann 
erforderlich gewesen. Lolch ein Gewicht aber vermochte das Fahrzeug 
nicht emporzutragen. 
Nach Erfindung der Dampfmaschine nahm man die versuche zur 
Lenkbarmachung des Ballons wieder auf. Um die Mitte des vorigen 
Jahrhunderts erhielt Giffards erstes 44 Meter langes Luftschiff als 
Triebkraft eine Dampfmaschine von 3 Pferdestärken. Doch wurden auch 
damit keine nennenswerten praktischen Erfolge erzielt. Die Feuergefähr¬ 
lichkeit der Dampfmaschine konnte nicht genügend herabgemindert werden, 
auch betrug ihr Gewicht 290 Kilogramm für jede Pferdestärke, von diesen 
Unzulänglichkeiten bekommt man erst den rechten Begriff, wenn man 
bedenkt, daß in unserer Zeit, und zwar besonders infolge der Rusbildung 
und pflege des Rutomobilsportes, Motoren gebaut werden, bei denen 
auf je eine Pferdestärke kaum noch ein Kilogramm Gewicht kommt, 
und wenn man sich daran erinnert, daß „2 III" mit Motoren von 
450 Pferdestärken fährt. 
Rls 1870 alle versuche der Franzosen, außer den Brieftauben auch 
Menschen in die belagerte Festung Paris zurückzubringen, mit den ge¬ 
wöhnlichen Ballons mißlangen, ging man von neuem an die Konstruktion 
eines lenkbaren Ballons, eines „Dirigeable" wie die Franzosen kurz¬ 
weg sagen. Zwar gelang auch dieser versuch nicht, aber seitdem ist lückenlos 
an der Lösung des Problems der Lenkbarkeit gearbeitet worden. Unfangs 
der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden zuerst Elektro¬ 
motoren verwendet, und den beiden Franzosen Renard und Krebs gelang 
1884 bei Meudon in einem von ihnen erbauten Lenkballon die erste 
Rundfahrt. 23 Minuten nach seinem Rufstieg setzte das Luftschiff nach einer 
Fahrt von einigen Kilometern sacht an derselben Stelle wieder auf, von 
der es abgeflogen war. 
Zn Deutschland ist die Entwicklung der Motorluftschiffahrt in neuster 
Zeit an die Kamen Parseval, Groß und Zeppelin geknüpft, und wir 
dürfen ohne Überhebung sagen, daß wir in den letzten Jahren in diesem 
Zweige der Reronautik Erfolge erzielten, die uns in die erste Reihe 
aller luftschiffahrttreibenden Kationen gebracht haben. Kachdem lange Zeit 
nur durch Vereine und vermögende Privatleute Mittel zur Förderung 
der Lache beschafft wurden, sind seit kurzem auch in allen Staaten die 
Regierungen tatkräftig in den Wettbewerb eingetreten. Das Deutsche 
Reich hat sich die nachdrückliche Unterstützung der Rrbeiten von parseoal, 
Groß und Zeppelin angelegen sein lassen. Durch diese drei Kamen werden 
die bei uns jetzt eingeführten drei Systeme gekennzeichnet: das unstarre, 
das Halbstarre und das starre System. Für ein Luftschiff ist die Gestaltung 
seiner straffen Form eine unbedingte Kotwendigkeit. Dieselbe wird nun 
durch verschiedene Bauarten erreicht. Entweder gleicht man den Gas-
	        
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