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einigen Jahren, sich nach Philadelphia zu begeben, wo er 
in den dürftigsten Ilmständen ankam. Ein Sturm, der sein 
Schiff traf, durchnäßte ihn bis auf die Haut und machte die 
Alltagskleider, die er bei-seiner Flucht trug, noch schmutziger. 
Wer konnte denken, daß der Mann, der jetzt in einer solchen 
Kleidung, die Taschen voll Hemden und Strümpfe gestopft, die 
Stadt Philadelphia betrat, einst daselbst eine so große Nolle 
spielen sollte! Er war vom Gehen, Rudern und einer schlaflos 
zugebrachtcn Nacht müde und hungrig geworden, kannte keine 
lebendige Seele, und sein ganzer Neichthum bestand in einem 
holländischen Thaler und einem Schilling Werths Kupfermünze. 
Sein erster Gang war in den Laden eines Bäckers, wo er etwa 
für einen Groschen Brod forderte. Er erhielt dafür drei ansehn¬ 
liche Stücke, und weil er die Taschen schon voll hatte, nahm ec 
unter jeden Arm eins, während er von dem dritten aß. In 
diesem Aufzuge sah ihn seine künftige Frau, Miß Nead, die eben 
an der Thüre stand und schwerlich ähnele, daß ihr Name durch 
diesen jungen Mann in der Geschichte merkwürdig werden sollte. 
Bald verschaffte ihm hier seine Kunst einigermaßen sein 
Brod, doch ging er spater nach London, wo er in bessere 
Verhältnisse kam. Nachdem er anderthalb Jahr daselbst gearbei¬ 
tet hatte, kehrte er nach Philadelphia zurück, und nun gelang cs 
ihm hier 1738, in Verbindung mit einem vermögenden Buchdrucker, 
und bald darauf allein, Besitzer einer eignen Buchdruckerci zu 
werden. Diese brachte er durch seine Betriebsamkeit, besonders 
auch durch seine eigenen Schriften schnell in Aufnahme. Er schrieb 
eine pcnnsylvanische Zeitung und gab jährlich den Alm an ach des 
armen Richard heraus, der einen kostbaren Schatz gemein¬ 
nütziger Lehren und Lebensweisheit enthält. In dieser ziem¬ 
lich unabhängigen Lage errichtete Franklin mit einigen gebildeten 
Freunden einen wissenschaftlichen Klub, der den Namen Junta' 
erhielt. Er bestand Anfangs aus zwölf Mitgliedern, die sich 
jede Woche einmal versammelten und sich über politische, philo¬ 
sophische und andere Gegenstände unterhielten. Diese Gesellschaft, 
die gegen vierzig Jahre bestand, beruhte auf so edlen und großen 
Grundsätzen und halte so wichtige Folgen, daß man sie für die 
Wiege der amerikanischen Freiheit halt. 
Franklin verdankte der Stadt Philadelphia den Anfang sei¬ 
nes Glücks, und er war als Patriot dankbar dafür. Bei den
	        
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